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Sorge ums Frühchen

11. Oktober 2024

Mein Baby wird voraussichtlich zu früh zur Welt kommen. Ich habe gehört, dass Probleme beim Atmen auftreten können. Ist meine Sorge berechtigt?

  • Autor / Autorin KD Dr. med. Philipp Meyer
  • Lesedauer ca. 3 Minuten
  • Themen Ratgeber
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Solange das Baby im Mutterleib ist, wird es über die Nabelschnur mit allen wichtigen Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Gleichzeitig wird Kohlendioxid, das beim Verbrauch von Sauerstoff entsteht, abgeführt. Während dieser Zeit ist die Lunge des Babys mit Fruchtwasser gefüllt, was für die Lungenentwicklung wichtig ist. Kurz vor der Geburt wird ein Teil dieser Flüssigkeit abtransportiert, damit die Lunge bereit für den ersten Atemzug ist.

Unmittelbar nach der Geburt füllt sich die Lunge mit den ersten Atemzügen mit Luft. Diese ersten Atemzüge benötigen mehr Kraft, um die Lunge zu entfalten, daher ist die Atmung in den ersten Lebensminuten oft etwas angestrengt. Die Atmung normalisiert sich üblicherweise innerhalb der ersten zehn Lebensminuten.

Bleibt die Atmung weiterhin angestrengt, kann dies darauf hinweisen, dass sich die Lunge noch nicht vollständig entfaltet hat. Der häufigste Grund dafür ist ein Rest vom Fruchtwasser in der Lunge. Die Lunge ist noch wie ein nasser Schwamm und erschwert die Atmung. Dies wird als verzögerte Lungenflüssigkeitsresorption oder «wet lung» bezeichnet. Das Baby benötigt Zeit, um diese Flüssigkeit abzutransportieren (resorbieren), und je nach Schweregrad kann eine Überwachung und Unterstützung durch eine Atemhilfe notwendig sein.

Bei sehr früh geborenen Babys fehlt oft eine Substanz (Surfactant), die von der Lunge produziert wird, um diese mit Luft gefüllt zu halten zu. Um dieses Risiko zu minimieren, kann der Mutter vor der Geburt ein Lungenreifungsmittel verabreicht werden. Falls nötig, kann zusätzlich nach der Geburt Surfactant als Medikament direkt in die Lunge gegeben werden.

Es gibt weitere, deutlich seltenere Ursachen für Atemprobleme, die bei anhaltend erschwerter Atmung ausgeschlossen werden sollten (z.B. durch ein Röntgenbild).

Wichtig ist, dass Frühgeborene bei Atemproblemen von den Spezialistinnen und Spezialisten gut versorgt werden können. Selbst bei schweren Atemproblemen ist die Prognose in der Regel gut.

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