Blog

Für eine selbstbestimmte Geburt

30. September 2024

Jede vierte Frau in der Schweiz erlebt unter der Geburt «informellen Zwang». Dabei wäre eine selbstbestimmte Geburt enorm wichtig für die Gesundheit der Frau und des Babys. Die Verantwortlichen des Kantonsspitals Aarau setzen sich professionell und leidenschaftlich dafür ein.

  • Autor / Autorin Dr. med. Monya Todesco Bernasconi
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
  • Themen Schwangerschaft und Geburt
Teilen

Mehr als zwei Drittel der Frauen in der Schweiz (71%) erleben eine positive Geburt. Jede vierte aber erlebt «informellen Zwang» unter der Geburt-beispielsweise durch unachtsame Bemerkungen oder Behandlungen ohne vorgängige Information. Das zeigt eine Umfrage der Berner Fachhochschule für Gesundheit von 2020, bei der 6000 Frauen zu ihrer Geburt befragt wurden.

Die Medien haben das aufgegriffen. Sie berichten von «Gewalt unter der Geburt». Dr. med. Monya Todesco Bernasconi, Chefärztin Geburtshilfe und Perinatalmedizin beim Kantonsspital Aarau, sieht das differenzierter: «Unter Gewalt wird häufig eine vorsätzliche Handlung impliziert. Das ist sicher nicht der Fall», sagt sie. «Das medizinische Personal in der Geburtshilfe hat hohe ethische Ansprüche und würde nie so handeln.»

 

Vertrauen in die Fähigkeit der Frauen

Sie habe Vertrauen in die Fähigkeit der Frauen, sich auf eine Geburt einzulassen und diese positiv zu beeinflussen, sagt Todesco Bernasconi. Und: «Es ist wichtig, dass jede Geburt respektvoll und individuell betreut wird. Wir Profis müssen uns immer fragen: «Ist das das Richtige im richtigen Moment?»

Wir wollen als Gesellschaft möglichst gesund sein. Das gelingt, wenn möglichst viele Menschen einen gesunden Start ins Leben haben.

Das scheint zu gelingen. Die Rückmeldungen sind zumindest sehr positiv. «Ich möchte meinen aufrichtigsten Dank für die Professionalität, die Fürsorge und die Unterstützung ausdrücken, die ich während meiner Geburt erfahren durfte», schreibt z. B. eine junge Mutter. «Es war einer der wichtigsten Momente in meinem Leben, und dank Ihnen wurde dieses Erlebnis unglaublich positiv. Vom Moment meiner Ankunft bis zur Geburt unseres Sohnes fühlte ich mich in sicheren Händen. Ihre Herzlichkeit, Ihr Verständnis und Ihre individuelle Betreuung haben mir Vertrauen und Ruhe geschenkt.»

Das freut Todesco Bernasconi. Und man merkt es im Gespräch: Ihr ist es ein Herzensanliegen, dass die Frauen eine positive Geburt erleben. «Ich denke immer gross», sagt sie. «Wir wollen als Gesellschaft möglichst gesund sein. Das gelingt, wenn möglichst viele Menschen einen gesunden Start ins Leben haben. Ein gesunder Lebensstart ist Voraussetzung für ein gesundes Leben. Das ist sehr gut untersucht.» Manche Geburten seien zwar medizinisch schwierig. «Aber deswegen müssen sie für die Frauen nicht traumatisch sein.» 

«Wir tun alles, um jeder Frau die Geburt zu ermöglichen, die sie sich wünscht», fährt sie fort. Das heisse aber nicht, dass die Geburt in jedem Fall so verlaufe, wie die Frau es sich vorgestellt habe. Vielmehr bedeute es, dass die Frau bei jedem Schritt informiert werde, sodass sie mitbestimmen und nachvollziehen könne, was gerade passiere. «So kann sie auch Unvorhergesehenes besser akzeptieren und verarbeiten.»

 

Gesundheitsfördernde Kommunikation

Oft gehe es um Nuancen in der Kommunikation. «Es macht einen Unterschied, ob ich sage: ‹Oh, das Baby hat einen grossen Kopf!› oder ‹Es ist ein eher kräftiges Baby.›» Es sei auch nie so, dass man keine Zeit habe, Fragen zu stellen oder sich zu informieren. Es sei wichtig, früh genug zu kommunizieren. Zum Beispiel: «Wir warten noch zwei, drei Wehen ab, wenn bis dann noch nichts geht, würde ein Dammschnitt die Geburt verkürzen. Ich denke, das wäre ein Vorteil für das Kind.»

Es geht also um achtsame Formulierungen. Und das müsse man üben, üben, üben. «Wir müssen uns dessen bewusst werden, was wir mit unseren Worten bewirken», sagt die Chefärztin. «Deshalb haben wir vor rund einem Jahr das Projekt ‹Gesundheitsfördernde Kommunikation› implementiert.» Zudem gebe es nach jeder Geburt ein Debriefing zwischen Hebamme und Ärztin bzw. Arzt: Wie habe ich dich erlebt, wie ist es gelaufen, was hätten wir anders machen können? «Das hilft uns, uns laufend zu verbessern.» Die Zeit vor der Geburt sei besonders wichtig, so die Chefärztin weiter. «Es ist wichtig, dass wir die Frau während der Geburtsvorbereitung bestmöglich informieren und aufklären, sodass sie selbst entscheiden kann. Noch wichtiger ist aber, dass wir zuhören, was die Frau uns für Informationen gibt.»

Sie rät Schwangeren zudem, früh eine Hebamme zu suchen. «Und wir ermutigen die werdenden Eltern, einen Geburtsplan zu machen – was möchten sie, was nicht?» Das helfe primär den Frauen, weil sie sich intensiv mit der Geburt auseinandersetzen können: Wie stelle ich mir die Geburt vor? Das sei sehr individuell. «Ein Geburtsplan hilft aber auch uns, weil wir so wissen, wo die Frau steht, was ihr wichtig ist, was sie will und braucht.» Mit diesen Vorbereitungen sei eine selbstbestimmte, gut informierte und aufgeklärte Geburt möglich. «Dabei gehen wir individuell auf die Wünsche der Frau respektive der Familie ein.»

 

Geburt – das zeichnet die Maternité KSA Aarau aus

In der Frauenklinik begleiten Hebammen unter ärztlicher Leitung die Geburt. Im Geburtshaus Nordstern ist eine hebammengeleitete Geburt möglich. Frauen und ihren Familien wird hier eine sichere Alternative zur klassischen Betreuung im Spitalbetrieb angeboten. Im Nordstern begleiten freiberufliche Hebammen die Schwangeren bei der Geburt. Das KSA Aarau verfügt überdies über ein Perinatalzentrum. Es bietet im Gegensatz zur normalen Geburtenabteilung eine umfassende Betreuung von Risikoschwangeren und Frühgeborenen. Die Maternité der Frauenklinik des KSA Aarau wurde von UNICEF Schweiz und Liechtenstein mit dem Label «babyfreundliches Spital» ausgezeichnet. Ziel der weltweiten «Baby-Friendly Hospital»-Initiative ist es, die Lebensphase des Neugeborenen besonders zu schützen und optimale Bedingungen für einen guten Start ins Leben zu gewährleisten.

KSA Maternité

Die Geburt eines Kindes ist für uns ein wundervolles und einzigartiges Ereignis.
Es ist wichtig, dass jede Geburt respektvoll, individuell und möglichst schonend betreut wird. Das gilt für jede schwangere Frau. Die langfristige Gesundheit von Mutter und Kind sowie das Wohl der ganzen Familie stehen bei uns im Mittelpunkt. Es ist uns wichtig, Sie so gut wie möglich auf Ihr neues Elterndasein vorzubereiten. Deswegen nehmen wir uns Zeit für Ihre Bedürfnisse und Wünsche. Unser ÄrztInnen- und Hebammen-Team wird Sie vor, während und nach der Geburt professionell und einfühlsam betreuen.
Die KSA Maternité ist immer für Sie da: Von der individuellen Begleitung und Betreuung bei risikoarmen Geburten bis zur hochkomplexen, medizinischen Versorgung bei aussergewöhnlichen Geburtssituationen, wie etwa Frühgeburten. Auch bei Steisslagen und Zwillingsgeburten stehen wir Ihnen mit unserer Fachkompetenz und langjährigen Erfahrung beiseite.

Zur KSA Maternité

Autor / Autorin