Esthers Weg zurück ins Leben
11. Oktober 2024Esther G. (66) hatte ihre Hoffnung beinahe aufgegeben, als sie 2023 im Kantonsspital Aarau in die Spezialsprechstunde der Orthopädie kam. Nach mehreren Operationen und Jahren voller Schmerzen und Einschränkungen schien ihre Lage aussichtslos. Heute kann sie dank einem interdisziplinären Eingriff wieder schmerzfrei ihrem Hobby, dem Kochen, nachgehen. «Nach acht Jahren konnte ich zum ersten Mal wieder durchschlafen – das hat mich einfach nur glücklich gemacht.»
- Autor / Autorin KSA
- Lesedauer ca. 6 Minuten
- Themen Bewegung
Esther, kannst du uns deine (Leidens-) Geschichte erzählen?
Sehr gerne! Dazu muss ich allerdings ein wenig ausholen. 2008 stürzte ich das erste Mal. Ich war auf einem Spaziergang mit meinem Hund Champion an der Leine. «Nach links!», rief ich, als ich an einer Wegkreuzung abbiegen wollte. Doch Champion zog nach rechts und ich stolperte über die Hundeleine. Ich knallte auf eine Betonplatte und die gesamte Rotatorenmanschette meiner linken Schulter war zertrümmert. Daraufhin bekam ich eine Schulterprothese.
Das erste Jahr der Heilung war nicht einfach und mit Schmerzen verbunden. Danach ging es mir aber wieder ziemlich gut. Bis dann 2016 der zweite Sturz kam.
Was ist passiert?
Es geschah erneut beim Spazieren mit Champion. Doch diesmal stürzte ich auf den linken Ellbogen. Nach einer Operation und einer schweren Infektion folgten sieben schwierige und schmerzhafte Jahre. Egal wie viel Sorge ich trug und wie vorsichtig ich mit meinem Arm war, die Schmerzen gingen nicht weg und ich war ständig auf Schmerzmittel angewiesen. Von den Medikamenten wurde mir aber oft schwindelig, sodass ich beim Gehen manchmal fast über meine eigenen Füsse stolperte.
Wie ging es dir in dieser Zeit?
Ich war verzweifelt, auch weil ich merkte, wie die Medizin und die Ärzteschaft an ihre Grenzen stiessen. Ich hatte keine Kraft mehr im linken Arm und meine Finger waren taub. Vieles, was mir früher so viel Freude bereitet hatte, konnte ich nicht mehr tun: Kochen, Schwimmen, bei jemandem auf dem Töff mitfahren oder Minigolf spielen.
Gab es etwas, was dir in dieser Zeit geholfen hat?
Ich habe mich viel mit meinen Freunden und mit meiner Familie getroffen und gemeinsam mit ihnen neue Dinge erlebt. Das half mir, die Schmerzen zu ertragen. Rückblickend hatte diese Zeit auch etwas Gutes: Ich habe nämlich gelernt, um Hilfe zu bitten und diese auch anzunehmen. Früher war ich oft viel zu stur.
Wie bist du dann ins Kantonsspital Aarau gekommen?
Ich hatte mich schon fast mit dem Zustand der konstanten Schmerzen abgefunden. Nach einer weiteren Kontrolluntersuchung im Spital Menziken hat man mich dann auf die orthopädische Spezialsprechstunde im KSA Aarau hingewiesen und mich davon überzeugt, es dort mal zu versuchen.
Dieser Besuch hat mein Leben verändert. Ich habe mich in Aarau von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Ich kann mich noch gut an den Satz von Herrn Dr. med. Jules-Nikolaus Rippke, damals Oberarzt mbF in Aarau, erinnern: «Ich verspreche Ihnen, ich suche in der Schweiz und über die Grenzen hinaus nach einer Lösung für Sie.» Und das hat er dann auch getan. Noch am selben Tag hat er seinen Kollegen, den auf die Behandlung von peripheren Nerven spezialisierten Handchirurgen Dr. med. Florian Früh kontaktiert, um gemeinsam mit ihm nach einer interdisziplinären Lösung zu suchen.
Und haben sie eine Lösung gefunden?
Ja! Während eines halben Jahres wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, bis ich dann am 19. Oktober 2023 operiert werden konnte. In einer fünfstündigen Operation hat mir das interdisziplinäre Team um Jules-Nikolaus Rippke, Richard Glaab und Florian Früh eine Ellbogenprothese eingesetzt. In der Nacht vom 20. Oktober hatte ich dann die erste schmerzfreie Nacht nach bald acht Jahren. Das erste Mal konnte ich wieder durchschlafen. Am Morgen danach war ich einfach nur glücklich.
Wie hast du deinen Aufenthalt im KSA Aarau erlebt?
Ich fühlte mich sehr gut betreut und versorgt. Das medizinische Fachpersonal am KSA ist nicht nur gut ausgebildet, sondern auch nahbar und freundlich. Sowohl meine Ärzte als auch die Pflegefachpersonen haben sich stets Zeit genommen, mir alles zu erklären und meine Fragen zu beantworten. Man hat sich auch für mich als Mensch interessiert. Dieser empathische und fürsorgliche Umgang hat sicher auch zu meiner Genesung beigetragen, davon bin ich überzeugt.
Wie geht es dir heute?
Sehr gut. Seit einem Jahr brauche ich keine Medikamente mehr, nicht einmal zum Schlafen. Mein Arm ist wieder voll funktionsfähig und ich kann Gemüse schneiden, im See schwimmen, meine Haare mit beiden Händen waschen und mit den Söhnen Minigolf spielen. Ich habe echt viel Lebensqualität zurückgewonnen, dafür bin ich sehr dankbar.
Was ist eine Ellenbogenprothese?
Eine Ellbogenprothese besteht aus Metall- und Kunststoffteilen, die das natürliche Gelenk nachahmen und die Beweglichkeit des Arms wiederherstellen. Die Prothese kann Schmerzen
ein Ende setzen und die Funktion des Arms verbessern, sodass Patientinnen und Patienten wieder ein aktives Leben führen können. Die Entscheidung für eine Ellbogenprothese erfolgt nach sorgfältiger Abwägung der individuellen Bedürfnisse und der medizinischen Notwendigkeit.
Gelenke lenken Leben
Wir alle wünschen uns einen Körper ohne Bewegungseinschränkungen. Am liebsten bis ins hohe Alter. In der Schweiz leiden rund zwei Millionen Menschen an Beschwerden des Bewegungsapparates oder an den Folgen eines Unfalls.
Am Kantonsspital Aarau und am Spital Zofingen werden Betroffene rund um die Uhr von einem interdisziplinären Team behandelt. Ob Gelenkersatz, Betreuung von Sportlerinnen und Sportlern oder die Versorgung von Schwerverletzten: Wir setzen alles daran, dass unsere Patientinnen und Patienten wieder aufstehen, gehen und sich bewegen können.
Auf der Themenseite ortho.ksa.ch erklären wir, warum nicht jedes Gelenk bei Beschwerden ersetzt werden muss, und geben Tipps, was man tun kann, um langfristig in Bewegung zu bleiben. Zudem zeigen wir auf, welche Sofortmassnahmen nach Sportverletzungen wichtig sind, wie die Versorgung von Schwerverletzten im Spital abläuft, und vieles mehr.