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«Dank der Hornhauttransplantation kann ich wieder sehen»

6. Mai 2022

Susanne Frei war auf dem linken Auge beinahe blind. Dank der Transplantation einer Spender-Hornhaut kann sie heute ihr Leben ganz normal weiterführen.

  • Autor / Autorin KSA
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
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Der Leidensweg begann schon vor Jahren. Susanne Frei erkrankte am grauen Star. In einer sogenannten Kataraktoperation liess sie sich die erkrankte Linse entfernen und durch eine künstliche ersetzen. Als vor rund vier Jahren auch die künstliche Linse trüb wurde, suchte sie das Gespräch mit ihrem Augenarzt. «Es wurde immer schlimmer, ich konnte kaum noch sehen», erzählt die 61-Jährige. Nach einem Untersuch in der Augenklinik des Kantonsspitals Aargau war klar, dass Frei unter einer seltenen Erkrankung der Hornhaut leidet: einer Fuchs’schen Endotheldystrophie. 

Die Hornhaut schützt das Auge

Um zu verstehen, was eine Fuchs’sche Endotheldystrophie ist, muss man wissen, wie das menschliche Auge aufgebaut ist. Jener Teil des Auges, der sichtbar ist, wird von einer durchsichtigen Hornhaut geschützt. Diese Hornhaut besteht aus verschiedenen Gewebeschichten.

Auf der Innenseite der Hornhaut befinden sich sogenannte Endothelzellen, welche die Hornhaut entwässern und so eine Schwellung verhindern. Je nach genetischer Veranlagung, nach einer Operation oder einem Unfall kann es sein, dass sich die Anzahl Zellen reduziert, die Hornhaut dadurch nicht ausreichend entwässert wird und in der Folge aufquillt. Das Resultat für die Betroffenen: Die Sehkraft vermindert sich zunehmend.

Dankbar für die Möglichkeit

«In solchen Situationen ist eine Hornhauttransplantation früher oder später die einzige Möglichkeit, Patienten vor der zunehmenden Erblindung zu schützen», erklärt Dr. med. Stefan Trachsler, leitender Arzt der Augenklinik des Kantonsspitals Aarau. Nichts zu tun, sei in diesem Fall langfristig keine Option. «Der richtige Operationszeitpunkt ist entscheidend, wartet man zu lange, können die moderneren chirurgischen Verfahren eventuell nicht mehr angewandt werden», warnt Trachsler.

Patientin Susanne Frei zögerte keine Sekunde: «Ich hab vor der Operation fast nichts mehr gesehen. Ohne den Eingriff hätte ich meine Stelle im Service verloren und wohl auch nicht mehr lange Auto fahren können.» Dass es sich dabei um eine Spender-Hornhaut handelte, störte Frei nicht: «Für mich machte es keinen Unterschied, ob es eine menschliche oder eine künstliche Hornhaut ist. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit, die mir viel Lebensqualität zurückbrachte.»

Eingriff dauert nur 90 Minuten

Der Eingriff selbst dauert in der Regel nur rund anderthalb Stunden und kann unter lokaler Anästhesie oder Vollnarkose durchgeführt werden. Bei einer sogenannten lamellierenden Hornhauttransplantation – kurz DMEK genannt – wird nicht die gesamte Hornhaut ersetzt. Stattdessen werden nur die erkrankten Zellen entfernt und durch die Spenderzellen ersetzt. «Bei diesem Verfahren liegen die Erfolgschancen bei rund 90 Prozent. Bei den allermeisten Patienten verbessert sich die Sehschärfe nach einem Eingriff deutlich», erklärt Dr. med. Stefan Trachsler.

Gelegentlich sei ein zweiter Eingriff nötig. Dann etwa, wenn es zu einer Verschiebung des Transplantats kommt oder das Hornhauttransplantat gänzlich versagt. Längerfristig gesehen liege die Erfolgsquote aber sehr hoch, bestätigt Trachsler. Nicht zu operieren, sei klar die schlechtere Option.

Kurze Erholungszeit

Hinzu kommt, dass die Erholungszeit nicht wie bei einer vollständigen Hornhauttransplantation bei anderthalb bis zwei Jahren liegt. Im Gegenteil. Schon nach 24 Stunden durfte Patientin Susanne Frei ihren Verband abnehmen. «Nach einer Woche hatte ich eine relativ klare Sicht. Ich war überrascht, wie schnell alles ging», erinnert sie sich. Nach drei Wochen Schonzeit zu Hause und täglichen Cortison-Tröpfchen war die Odyssee beinahe vergessen: «Vor der Operation war ich fast blind, jetzt sehe ich wieder alles. Es ist unglaublich.»

Hornhaut

Erkrankungen der Hornhaut führen zu einer Eintrübung oder Verformung der Hornhaut.

Die Hornhaut des Auges ist normalerweise ein klares, durchsichtiges und gefässfreies Gewebe. Ihre Aufgabe ist es, das Licht zu brechen, damit ein scharfes Bild auf der Netzhaut erzeugt werden kann.
Erkrankungen der Hornhaut führen zu einer Eintrübung oder Verformung. Zu häufigsten Erkrankungen zählen:

  • Trockenes Auge/Keratokonjunktivitis sicca

  • Entzündung der Hornhaut (Keratitis und Ulcus)

  • Endothel-Erkrankungen (Fuchs’sche Endotheldystrophie)

  • Keratokonus

  • Verletzungen und Verätzungen

Diagnostik

  • Untersuchung der Hornhaut mittels Spaltlampe

  • Untersuchung mittels Scheimpflug-Kamera/ Keratokonus-Diagsostik

  • Endothelzellmikroskopie

  • Ultraschall

  • Optische Kohärenztomographie der Hornhaut

  • Fotodokumentation mit moderner Fotospaltlampe

Behandlungsspektrum

  • Behandlung von Hornhautinfektionen

  • Hornhaut-Traumaversorgung (nach Verletzungen)

  • Hornhaut-Transplantationen

  • Perforierende Keratoplastik

  • Lamellierende Hornhaut-Transplantationsverfahren (DSEAK, DMEK)

  • Behandlung des Keratokonus (Fortschreitende Ausdünnung und Vorwölbung der Hornhaut)

  • Beratung für refraktive Eingriffe (Kurzsichtigkeit, Hornhautverkrümmung, Hypermetropie)

Augenklinik

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