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Schwindel, Ohnmacht, Sturz – oft ein SOS von Kreislauf und Herz

19. Dezember 2024

Das Spital Zofingen bietet in der Synkopensprechstunde Kardiologie neu umfassende Abklärungen an, wenn Patienten unter plötzlichen Blackouts leiden– und zeigt, wie Betroffene neuen Episoden vorbeugen können.

  • Autor / Autorin Dr. med. Heidi Abbühl
  • Lesedauer ca. 3 Minuten
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Der Begriff «Synkope» stammt aus dem Griechischen und bedeutet Kollaps oder Zusammenbruch. Medizinisch beschreibt er eine kurz dauernde Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit, die sich innerhalb von Minuten vollständig und spontan zurückbildet. Ursache ist eine vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns, etwa durch eine Herzrhythmusstörung oder einen Blutdruckabfall.

Betroffene verlieren das Bewusstsein, sacken zusammen und erholen sich oft rasch im Liegen, da die Durchblutung dadurch wieder stabil wird. Eine Synkope hinterlässt keine bleibenden Schäden, da sie nur von kurzer Dauer ist. Dies unterscheidet sie von einem Hirnschlag, der zu dauerhaften Beeinträchtigungen führen kann.

 

Das sind die Vorzeichen und Begleiterscheinungen

Häufig kündigt sich eine Synkope durch Schwindel oder ein Beinahe-Blackout an. Auch scheinbar grundlose Stürze können auf eine kurze Ohnmacht hinweisen und sollten medizinisch untersucht werden. In einigen Fällen treten während der Bewusstlosigkeit Muskelzuckungen auf, die leicht mit Epilepsie verwechselt werden können. Seltener kommt es zu unkontrolliertem Urin- oder Stuhlabgang oder einem Zungenbiss. 

Epilepsie und Synkopen werden oft verwechselt, da beide mit Bewusstseinsverlust einhergehen können. Doch während Epilepsie durch elektrische Entladungen im Gehirn ausgelöst wird und oft Verwirrung nach sich zieht, ist eine Synkope deutlich häufiger.

Schätzungsweise 30 bis 40 Prozent der Menschen erleben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Synkope, während Epilepsie nur maximal zehn Prozent betrifft. Im Gegensatz zur Epilepsie erholen sich Betroffene einer Synkope meist innerhalb weniger Minuten vollständig. Nach einer kurzen Ohnmacht ist eine strukturierte Untersuchung wichtig, bevor aufwendige Bildgebungen wie Computertomografien oder Epilepsie-Abklärungen vorgenommen werden.

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Wenig grösser als eine Büroklammer: der Ereignisrecorder, der bei einem Patienten eingesetzt werden kann

 

Und das sind die Ursachen und Warnzeichen

Andere Ursachen einer kurzen Bewusstlosigkeit, wie beispielsweise Alkohol, Stoffwechsel- oder Mineralsalz-Entgleisungen oder eine Vergiftung, müssen zuerst ausgeschlossen werden.

Die häufigsten Ursachen für eine Synkope liegen im Kreislauf. Blutdruckabfälle, Flüssigkeitsmangel oder Regulationsstörungen des vegetativen Nervensystems sind typische Auslöser. Diese treten oft bei Infektionen oder im Zusammenhang mit Long Covid auf. Allerdings können auch ernsthafte Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzrhythmusstörungen, verengte Herzkranzgefässe oder eine Lungenembolie zugrunde liegen. Bestimmte Warnzeichen sollten Betroffene und Ärztinnen und Ärzte besonders aufmerksam machen. Dazu gehören Synkopen, die ohne Vorwarnung oder bei körperlicher Anstrengung auftreten – sowie solche, die mit Brustschmerzen oder Herzrasen einhergehen.

 

Abklärung und Diagnose

Die wichtigste Grundlage für eine Diagnose ist eine sorgfältige Befragung der Betroffenen. Dabei werden die Umstände und der genaue Ablauf der Ohnmacht ermittelt. Untersuchungen wie ein EKG oder ein Schellong-Test zur Prüfung der Kreislaufregulation können wertvolle Hinweise liefern.

Je nach Hinweisen aus dieser Basis-Untersuchung, können weitere Abklärungen nötig sein, wie beispielsweise die Untersuchung der Herzkranz­arterien, eine Lungenemboliesuche oder eine erweiterte Herz-Bildgebung via MRI (Magnetresonanzuntersuchung) oder CT (Computertomografie).

Bei Verdacht auf eine mögliche Herzrhythmusstörung als Ursache – wie Aussetzer, Blockierungen oder auch Herz­rasen – erfolgt eine Rhythmus-Langzeitaufzeichnung: meist via kleine Klebe-Elektroden und Umhängegerät über einige Tage.

Längerfristig kann dies effizient und wenig belastend mittels eines unter die Haut implantierten kleinen Aufzeichnungsgeräts («Stäbchen») erfolgen, nach einem ambulanten Kurzeingriff in Lokalanästhesie, zum Beispiel auch im Spital Zofingen. Es sind dann dank Telemedizin-Nachsorge keine weiteren Kontrollen nötig, die Batterielaufzeit für die kontinuierliche Rhythmusaufzeichnung beträgt vier bis fünf Jahre.

 

Behandlung und Prävention

Die Therapie hängt von der Ursache der Synkope ab. Bei relevanten Herz-Gefäss-Befunden sind allenfalls Eingriffe wie eine Stent-Einlage Herzkranzarterien, eine Herzklappen-Ersatzoperation oder eine Herzschrittmacher-Implantation nötig. Bei Herzmuskelschwäche oder -erkrankungen kommt eine medikamentöse Therapie zum Einsatz

Bei Kreislauf-bedingten Synkopen stehen präventive Massnahmen im Vordergrund. Dazu gehören ausreichende Flüssigkeitszufuhr, das Vermeiden von plötzlichem Aufstehen und meist auch eine vorübergehende medikamentöse Unterstützung zur Stärkung des Kreislaufs. Werden ernste Ursachen ausgeschlossen, kann die Fahr- oder Berufstauglichkeit nach einer Untersuchung meist schnell wiederhergestellt werden.

 

Über die Autorin:

Frau Dr. med. Heidi Abbühl ist seit November die leitende Ärztin in der Kardiologie im Spital Zofingen. Nach der Ausbildung an der Universitätsklinik Basel sowie im universitären Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen (D) schloss sie 2010 ihren Facharzt für Kardiologie ab und hat seitdem umfassende Erfahrungen gesammelt, unter anderem seit 2018 an der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital.

 

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