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Schlafapnoe ist mehr als nervtötendes Geschnarche

15. August 2023

Wer unter Schlafapnoe leidet, raubt oft nicht nur anderen den Schlaf, sondern bringt auch sich selbst um die verdiente Nachtruhe. Doch wie zeigt sich die Krankheit und was kann man dagegen tun?

  • Autor / Autorin Dr. med. Gabrielo Mauro Tini
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
  • Themen Ratgeber
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Eine Schlafapnoe ist mehr als nervtötendes Geschnarche: Es sind Atempausen, erzeugt durch die Einengung der oberen Atemwege. Schwerkraft, muskuläre Entspannung, Verlust der Schutzreflexe: All das führt dazu, dass die Strukturen im Bereich der oberen Atemwege zusammenfallen und zu wenig Luft in den Körper gelangt. In der Folge sinkt der Sauerstoffgehalt des Bluts, Stresshormone werden ausgeschüttet. «Diese wandern mit dem Blutkreislauf bis ins Gehirn», erklärt Dr. med. Gabrielo Mauro Tini, Leitender Arzt für Pneumologie und Schlafmedizin am KSA. «Dort erzeugen sie eine Weckreaktion, welche in den allermeisten Fällen nicht bewusst wahrgenommen wird. Diese verhilft zu einer erneuten Stabilisierung der oberen Atemwege, die Luft fliesst wieder bis in die Lungen und es kommt zur Korrektur der Sauerstoffsättigung.» Doch der Preis dafür ist hoch: Der Schlaf wird unterbrochen – oft unzählige Male pro Nacht. «Es ist, als würde ständig jemand am Bett rütteln. Am Morgen ist man völlig gerädert.» Betroffene Personen schlafen nicht nur tagsüber ein, sondern laufen auch Gefahr, an Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken. Üblicherweise treten Symptome der Schlafapnoe bei Menschen über 45 Jahren auf: Einerseits wird mit zunehmendem Alter das Bindegewebe schwächer, andererseits lagert sich neben den Rachenwänden Fettgewebe ab. Doch Zigaretten und Alkohol, Übergewicht oder anatomische Besonderheiten wie ein kleiner oder nach hinten liegender Unterkiefer, ein grosser Zungengrund oder ein tiefliegendes Gaumensegel können das Phänomen auch in jungen Jahren begünstigen.  

 

Einfache Behandlung

Ob eine Schlafapnoe vorliegt, lässt sich leicht feststellen: Bei der «respiratorischen Polygraphie» zeichnet der Patient bei sich zuhause einige wichtige Parameter des nächtlichen Schlafs auf. Am nächsten Tag wertet der Arzt die Messung aus: Jede Atempause, jeder Sauerstoffabfall, jeder Anstieg der Herzfrequenz ist erkennbar. Bedarf die Schlafapnoe einer Behandlung, ist die sogenannte CPAP-Therapie die Methode der Wahl. Dabei wird mithilfe eines Schlauchs Luft in eine Gesichtsmaske geleitet, wodurch ein leichter Überdruck entsteht. Dieser führt dazu, dass alle Strukturen im Bereich der oberen Atemwege – also Gaumensegel, Zungengrund und Kehlkopf – stabilisiert werden. «Diese Methode ist äusserst effizient», so Gabrielo Mauro Tini. Doch nicht alle Menschen wollen oder können nachts eine Maske tragen. Bei Menschen mit Platzangst zum Beispiel sucht man nach anderen Lösungen. Der Einsatz einer Unterkiefer-Vorzugsschiene, die Entfernung der Mandeln, die operative Reduktion des Zungengrunds: Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, doch zuerst muss man die genaue Ursache für die Atempausen finden. «Dafür führen wir eine kleine Kamera durch die Nase des schlafenden Patienten ein und beobachten, an welcher Stelle die Atemwege zu eng werden», erläutert der Schlafexperte. Sollte etwa die Zunge das Problem sein, nützt es nichts, die Mandeln zu entfernen.

Die Patientinnen und Patienten sollen wissen, dass Schlafapnoe keine Krankheit, sondern eine fast unausweichliche, dem Älterwerden geschuldete Entwicklung ist.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit für optimale Lösung

Wer mit Schlafproblemen ins KSA kommt, profitiert von einer interdisziplinären Behandlung. Oft werden schnarchende Patienten von ihrem Hausarzt an die Expertinnen und Experten der Hals-Nasen-Ohren-Klinik überwiesen. Diese arbeiten Hand in Hand mit der Abteilung für Pneumologie und Schlafmedizin.

«Wir begutachten die anatomischen Strukturen der Patientinnen und Patienten gemeinsam, werten die Schlafendoskopie zusammen aus und entscheiden auch im Team, welche Behandlung die optimale ist», so der Lungenfacharzt und Schlafmediziner Gabrielo Mauro Tini. Bei komplexeren Fällen erfolgt eine schlafmedizinische Untersuchung im klinikinternen Schlaflabor. Darüber hinaus besteht eine Zusammenarbeit mit dem Team der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des KSA. Diese können bei Bedarf auch komplexere Operationen durchführen. «Damit bieten wir fast ausnahmslos alle Behandlungsmöglichkeiten der Schlafapnoe unter einem Dach an», freut sich Gabrielo Mauro Tini. Wichtig ist dem Arzt vor allem eins: «Die Patientinnen und Patienten sollen wissen, dass Schlafapnoe keine Krankheit, sondern eine fast unausweichliche, dem Älterwerden geschuldete Entwicklung ist.» Eine Therapie verbessere die Lebensqualität massiv. «Dank der Behandlung erfahren viele nach langer Zeit wieder, wie es sich anfühlt, ausgeruht zu sein. Schlechten Schlaf muss man nicht hinnehmen.»

Die Pneumologie und Schlafmedizin ist eine eigenständige Abteilung der Medizinischen Uniklinik. Sie beschäftigt sich mit der Abklärung und Behandlung sämtlicher Erkrankungen der Atmungsorgane, des Brustfells sowie schlafassoziierter Erkrankungen.
Das Schwergewicht unserer Behandlungen liegt bei der zunehmenden Zahl von akuten und chronischen Atemwegserkrankungen wie z.B. Asthma, Lungenentzündungen, akuten Bronchitiden, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen und Bronchialtumoren. 
 

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