Herzinfarkt
19. November 2020Jedes Jahr stehen in der Schweiz etwa 30 000 Menschen unerwartet vor der enormen Herausforderung, einen akuten Herzinfarkt zu bewältigen. Die Geschichte des Herzinfarkt von Norbert Volmering erfährt Ihr nachfolgend.
- Autor / Autorin Dr. med. Florian Riede
- Lesedauer ca. 2 Minuten
Der Vorfall ereignet sich spätabends. Der 60-Jährige hat einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich. Er freut sich auf die wohlverdiente Erholung und legt sich erschöpft ins Bett. Plötzlich verspürt er einen enormen Druck im Brustbein. «Als hätte mir jemand einen Zementsack draufgelegt», erzählt Norbert Volmering. Hinzu kommen Zahn- und Kopfschmerzen, der Druck und die Schmerzen werden unerträglich. «Das ist nicht mehr normal», sagt er sich. Er zögert nicht lange und verständigt sofort den Notruf. Angst oder Panik verspürt er keine. «Das hilft ja nichts. Ich habe in meinem Alter bereits einiges erlebt. So schnell wirft mich nichts aus der Bahn», erklärt der Projektleiter. Mit dem raschen Alarmieren der Sanität hat Volmering richtig gehandelt.
Bereits zehn Minuten später sind die Sanitäter vor Ort. Mittels EKG überprüfen sie, ob ein Herzinfarkt vorliegt. Die EKG-Analyse bestätigt den Verdacht. Die Sanitäter bringen den Patienten von seinem Wohnort Zetzwil umgehend ins Kantonsspital Aarau – das nächstgelegene Zentrumsspital, das für die Behandlung von Herzinfarkten einen 24-h-Bereitschaftsdienst bietet und über die ideale Infrastruktur und darauf spezialisierte Fachärztinnen und -ärzte verfügt. Im Spital gibt es drei Herzkatheterlabors und alle gängigen Verfahren zur Wiedereröffnung akut und chronisch verschlossener Herzkranzgefässe.
Jede Minute zählt
Als Volmering im Spital eintrifft, laufen die Vorbereitungen für die notfallmässige Behandlung bereits. Der Dienstarzt hat von der Sanität das EKG direkt erhalten und informiert daraufhin den diensthabenden Oberarzt und Katheterspezialisten Dr. Florian Riede. Dieser prüft das EKG, legt sofort die Akutbehandlung fest und aktiviert sein Team: «So kann ich nach Eintreffen des Patienten sofort mit der Untersuchung und der Behandlung im Herzkatheterlabor beginnen», so der Kardiologe. Von der EKG-Analyse durch die Sanität zu Hause beim Patienten bis zum Beginn des Eingriffs vergehen insgesamt nicht mehr als 30 Minuten.
Im Herzkatheterlabor startet Dr. Riede sofort mit der sogenannten Ballondilatation (siehe auch Herzkatheterlabore). Dabei dehnt der Oberarzt die verschlossenen Gefässe mithilfe eines Ballons auf und setzt ein medizinisches Implantat zum Offenhalten der betroffenen Gefässe ein – in der Fachsprache Stent genannt. Dies erfolgt mittels des Katheters, den er über eine Arterie am Handgelenk einführt. «Dank der lokalen Betäubung habe ich überhaupt nichts gespürt von diesem kleinen Eingriff», meint Volmering. Bereits wenige Minuten nach Wiedereröffnung des akut verschlossenen Gefässes klingen die Infarktbeschwerden bei Volmering ab. Durch den raschen Eingriff ist die Pumpfunktion des Herzens trotz Infarkt gesamthaft erhalten geblieben.
Ein einschneidendes Erlebnis
Die Behandlung ist gut verlaufen. Der Herzinfarkt war aber ein einschneidendes Erlebnis für Volmering: «Ich habe jahrelang sorglos gelebt, hatte viel Stress im Job und jetzt die Quittung dafür erhalten.» Nun freut er sich auf die Rehabilitation im direkt beim Bahnhof Aarau gelegenen ambulanten Rehabilitationszentrum des KSA. «Sobald ich mich bewege, komme ich ins Schnaufen.» Der Patient ist drei Wochen danach immer noch geschwächt. Die Rehabilitation wird dazu beitragen, dass er wieder in Form kommt. Volmering wolle sein Leben nun bewusst gesünder gestalten, auch um das Risiko für einen weiteren Infarkt zu minimieren. «Der Vorfall hat aber auch einen Vorteil: Ich habe bereits drei Kilo abgenommen», sagt er lachend – trotz allem hat er seinen Humor nicht verloren.
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Text: Stefanie Probst
Bild: Niklaus Spoerri
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BEI VERDACHT AUF EINEN HERZINFARKT
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PRÄVENTIONSMASSNAHMEN
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Stressabbau
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