Geschätzt und gefördert: Ausbildung zur MPA
24. Januar 2024Wir stellen Medizinische Praxisassistentinnen und Praxisassistenten (MPA) nicht nur ein, wir bilden sie auch aus. Denise Tschümperlin, Ausbildungsverantwortliche der MPA, gibt Auskunft.
- Autor / Autorin Denise Tschümperlin
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Denise Tschümperlin ist Ausbildungsverantwortliche der medizinischen Praxisassistentinnen und Praxisassistenten (MPA) am KSA Aarau. Im Interview erklärt sie, warum die Spitäler umdenken müssen und wie die MPA-Ausbildung auch in einem Spital gut umzusetzen ist.
Denise, was ist der Unterschied zwischen der Ausbildung zur MPA im Spital und der Ausbildung zur MPA in einer Arztpraxis?
Im Spital rotieren die Lernenden während ihrer Ausbildung. Sie durchlaufen sechs verschiedene ambulante Bereiche wie zum Beispiel die Kinderarztpraxis, die Kardiologie oder die Chirurgie und erhalten einen Einblick in ganz unterschiedliche Krankheitsbilder.
Das Tätigkeitsgebiet ist jedoch, im Vergleich zur Ausbildung in einer Arztpraxis, grundsätzlich gleich. Die Lernenden haben aber die Möglichkeit, bei weiteren pflegerischen oder ärztlichen Aufgaben zuzusehen oder mitzuhelfen. Dies hilft beim Verstehen der sonst sehr theoretischen Anatomie oder Pathologie, welche auch Teil des Unterrichtstoffs sind.
Die Rotation in verschiedenen Spitalbereichen gewährleistet ausserdem, dass möglichst viele Lernziele der Ausbildung abgedeckt werden. In meiner Funktion als MPA-Ausbildungsverantwortliche achte ich darauf, dass die Lernenden in den drei Jahren bei uns einen möglichst breiten Einblick erhalten und sich so alle Kompetenzen aneignen können. Zusätzlich unterstützen wir unsere Lernenden mit regelmässigen Lerntreffen.
Wo siehst du die Vorteile für die Lernenden?
Ein Grund, warum sich viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger für die MPA-Lehre im Spital entscheiden, ist der Einblick in die vielen verschiedenen Fachbereiche. Im KSA Aarau kümmern sich erfahrene Berufsbildende in insgesamt 14 Fachbereichen um die Lernenden. Die Rotation auf den verschiedenen Abteilungen stellt jedoch für die Lernenden auch eine Herausforderung dar. So müssen sie sich immer wieder in neuen Teams sowie Räumlichkeiten und mit Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern zurechtfinden. Das macht die Auszubildenden im Gegenzug aber auch teamfähig, flexibel und offen für Neues. Drei Sozialkompetenzen, die auf dem heutigen Arbeitsmarkt sehr gefragt sind.
Zudem organisieren wir, wie bereits erwähnt, regelmässig Lerntreffen für alle MPA-Lernenden. Sie nutzen dieses Gefäss, um Wissenslücken zu schliessen und sich untereinander auszutauschen. Das wird sehr geschätzt. Der Einblick in die verschiedenen medizinischen Fachbereiche ist der Hauptgrund, warum sich Schulabgängerinnen und Schulabgänger für eine Ausbildung bei uns entscheiden.
Das Kantonsspital Aarau ist ein sehr grosses Spital mit 50 verschiedenen Kliniken, 300 unterschiedlichen Berufen und tollen Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Nahezu alle unsere MPA-Lernenden sind im Anschluss an ihre Ausbildung im KSA geblieben.
Du bist als Ausbildungsverantwortliche für die Rekrutierung und den Ausbildungsplan aller MPA Lernenden verantwortlich. Wofür setzt du dich darüber hinaus ein?
Der Bedarf an MPA ist in den letzten Jahren vor allem in den Spitälern stark gestiegen. Dies auch durch die Entwicklung "ambulant vor stationär". Ich bin überzeugt, dass das Spital als Ausbildungsort grosses Potenzial hat. Wo MPA im Einsatz sind, sollte auch ausgebildet werden.
Zurzeit bilden wir pro Lehrjahr sechs bis sieben junge Menschen aus. Ich hoffe, dass in Zukunft auch andere Spitäler den Schritt wagen, eigene MPA auszubilden. Sowohl in den Spitälern als auch in den Arztpraxen sind wir auf gut ausgebildetes Gesundheitspersonal angewiesen.
Zur Person
Denise Tschümperlin ist seit 2019 für die Ausbildung von MPA am KSA Kantonsspital Aarau zuständig. Sie verantwortet die Rekrutierung und kümmert sich um die Ausbildungsplanung. Zusätzlich arbeitet sie in einem 50%-Pensum als MPA in der Notfallpraxis. Sie hat sich viele Jahre dafür eingesetzt, die Ausbildung der MPA am KSA bekannt zu machen und Ausbildungsplätze zu schaffen. Neben ihrer Tätigkeit am KSA ist sie auch Prüfungsexpertin für die MPA-Abschlussprüfungen.
Vier Fragen an Alicia Martin, Lernende im 3. Lehrjahr
Wieso hast du dich für eine MPA-Ausbildung in einem Spital entschieden?
Ich schnupperte den Beruf im Spital, aber auch in Arztpraxen. Letztendlich habe ich mich aus dem Bauch heraus für das KSA entschieden. Die Ausbildung gefällt mir sehr gut.
Wenn man offen und engagiert ist, bekommt man Einblicke, die über die klassische Ausbildung hinausgehen. So durfte ich im stationären OP eine Hernienoperation verfolgen und konnte ein Schwangerschaftsscreening begleiten. Ich sehe auch viel in pflegerische Tätigkeiten rein, ohne in der Pflege zu arbeiten.
Es ist sehr bereichernd, wenn man das theoretische Schulwissen im Spital direkt an der Patientin oder dem Patienten beobachten kann.
Ein Erlebnis in deiner Ausbildung, das dir besonders in Erinnerung bleiben wird?
Im Kinderspital werden auch krebskranke Kinder behandelt. Wenn die Kleinen die intensive Chemotherapie abgeschlossen haben, findet im Anschluss an die Therapie immer ein Abschlussfest für das Kind statt. Das ganze Team freut sich und feiert mit dem Kind den Abschluss dieser schwierigen Zeit. Das war jedes Mal, wenn ich dabei war, wahnsinnig emotional und einfach schön.
Worauf bist du stolz?
Am Anfang empfand ich den direkten Patientenkontakt herausfordernd. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, Vertrauen zu gewinnen und in verschiedenen Situationen passend auf die Patientin oder den Patienten einzugehen. Heute bin ich stolz, dass ich auch in teilweise sehr schwierigen Situationen die richtigen Worte finde.
Was auch toll ist, dass man vom Team geschätzt wird. Teilweise sind die Teams stark ausgelastet und wir MPA bieten eine wichtige Unterstützung in der Behandlung der Patientinnen und Patienten.
Es macht mir zudem Freude zu sehen, dass ich dank der gesammelten Erfahrung Zusammenhänge besser verstehe. Ich kann beispielsweise nachvollziehen, weshalb ein Patient oder eine Patientin eine spezifische Therapie benötigt.
Nach dem Lehrabschluss: Wie geht es bei dir weiter?
Ich starte im Sommer die Passerelle, damit ich an derUniversität zugelassen werde. Ich interessiere mich für Naturwissenschaften. Ich möchte mich in diese Richtung spezialisieren, wahrscheinlich Biomedizin.