Medienmitteilung

Einzigartige Tumorentfernung und Wirbelsäulenrekonstruktion

10. August 2023

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Operationstechnik am KSA als Schlüssel zum Erfolg

Während zwei Tagen, in zwei Operationen und rund 25 Stunden Operationszeit gelang es einem interdisziplinären Team unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jan Plock, Chefarzt Plastische Chirurgie und Handchirurgie, und PD Dr. med. Markus Bruder, Leitender Arzt und Leiter Wirbelsäulenchirurgie in der Klinik für Neurochirurgie, einem 42-jährigen Patienten einen offenen Rückentumor mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern zu entfernen und die Wirbelsäule mit Hilfe des innovativen Cirq-Roboters wiederherzustellen. Für die aufwändige Rekonstruktion wurde Knochen vom Wadenbein genutzt. Dies ist in der Schweiz einzigartig. Weltweit wurde ein solcher Eingriff erst von drei Institutionen dokumentiert.

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Anfang Mai 2023 wandte sich ein 42-jähriger Patient und Vater von zwei Kindern im Teenageralter mit beginnender Querschnittslähmung ans KSA. Bei den unmittelbar durchgeführten Untersuchungen wurde am Rücken ein offener Tumor mit einem rund 30 Zentimeter grossen Durchmesser diagnostiziert. Der Tumor hatte bereits Teile der Wirbelsäule zersetzt und die Nerven gequetscht, sodass Lähmungen in den Beinen auftraten. Es bestand eine lebensbedrohliche Situation für den zweifachen Familienvater.

«Aufgrund des prekären Zustands des Patienten entschieden wir uns umgehend für eine notfallmässige Behandlung zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Radio-Onkologie. Dies mit dem Ziel, die Lähmungserscheinungen wieder aufzuheben und eine hochmoderne Immuntherapie starten zu können», so Prof. Dr. med. Jan Plock. «Dank der sofort eingeleiteten Bestrahlung und der Immuntherapie konnte erreicht werden, dass der Tumor kleiner wurde und Teile davon abstarben», ergänzt PD Dr. med. Markus Bruder.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein innovativer Roboter mit dem Namen «Cirq»
Um den grossen, offenen Tumor am Rücken zu entfernen, die Nerven wieder zu befreien und die stark in Mitleidenschaft gezogene Wirbelsäule wieder rekonstruieren zu können, stellten die beiden Ärzte ein interdisziplinäres Operationsteam zusammen, unter anderem mit Prof. Dr. med. Gerrit A. Schubert, Chefarzt und Klinikleiter Neurochirurgie. Die hochkomplexe Operation fand Ende Juni statt – ihr voraus ging eine zweiwöchige Planung. Die Vorbereitung der Operation erfolgte unter anderem mit Hilfe eines detailgetreuen 3D-Modells in Virtual Reality. Die Operationen dauerte insgesamt rund 25 Stunden, verteilt auf zwei Tage. «Ohne eine solch hochprofessionelle, interdisziplinäre Zusammenarbeit wäre ein komplexer Eingriff wie dieser nicht möglich gewesen. Die Disziplinen Anästhesie, Intensivmedizin, Operationspflege, Neurochirurgie und Plastische Chirurgie sowie die Pflege arbeiteten Hand in Hand zusammen», erklärt Prof. Plock. Die aufwändige und präzise Rekonstruktion der Wirbelsäule erfolgte mit Hilfe des am KSA schweizweit erstmals eingesetzten Cirq-Roboters (zum Blogartikel). «Die Operation verlief gut. Bei einem solch schwerwiegenden Eingriff ist ein solch positives Resultat sehr selten. Der Patient konnte rund zwei Wochen nach der Operation wieder seine ersten Schritte machen. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden», so Prof. Plock.

Der Cirq-Roboter
Beim «Cirq» handelt sich um ein teilrobotisches System, welches das am Kantonsspital Aarau seit Jahren eingesetzte und bewährte Navigationssystem ergänzt. «Mithilfe des Cirq-Roboters können wir beim Operieren Instrumente hochpräzise einsetzen», erklärt PD Dr. med. Markus Bruder, Leitender Arzt und Leiter Wirbelsäulenchirurgie in der Klinik für Neurochirurgie. Doch die invasiven Operationsschritte übernimmt der Mensch. «Vereinfacht gesagt ist der ‹Cirq› ein hochpräziser Instrumentenhalter, der vorgeplante Wege selbstständig ansteuert», so Markus Bruder.

 

Bildlegende 1 & 2: Die 3D-Visualisierung zeigt den Tumor mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern, welcher die Lendenwirbelsäule zu grossen Teilen ummauert und zerstört hat (Vorder- & Rückenansicht)
Bildlegende 3 & 4: Die Operation erfolgte durch ein interdisziplinäres Team unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jan Plock, Chefarzt Plastische Chirurgie und Handchirurgie, und PD Dr. med. Markus Bruder, Leitender Arzt und Leiter Wirbelsäulenchirurgie in der Klinik für Neurochirurgie