Eine Gebärmuttersenkung beeinträchtigt die Lebensqualität
3. Februar 2023Es ist ein Gefühl, das nur Frauen kennen. Genauer gesagt: ein knappes Drittel aller Frauen. Eine Gebärmuttersenkung fühlt sich an wie ein Fremdkörper zwischen den Beinen. Der Sport wird zur Mühsal, der Geschlechtsverkehr ist oft mit Schmerzen verbunden und die Lebensqualität leidet. Langfristig beheben lassen sich die Symptome nur mit Hilfe einer Operation. Am KSA Aarau hat man damit viel Erfahrung.
- Autor / Autorin KSA
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«Prolaps-Eingriffe sind bei uns an der Tagesordnung.» Dr. med. Evgenia Bousouni ist Leitende Ärztin der Frauenklinik und Co-Leiterin des Beckenbodenzentrums im Kantonsspital Aarau. Als Prolaps wird fachmedizinisch die Senkung eines Organs in eine Öffnung bezeichnet – also etwa die Senkung der Gebärmutter in die Scheide. Ursache ist meist eine Kombination verschiedener Risikofaktoren: Beckenbodenschwäche, zunehmendes Alter, Hormonveränderungen. Auch wenn Geburten das Risiko erhöhen, sind nicht nur Mütter betroffen.
Die Diagnose ist rasch gestellt: Im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung ist eine Senkung der Gebärmutter von blossem Auge sichtbar. Auch die Symptome sind mannigfaltig: Neben dem unangenehmen Fremdkörpergefühl in der Scheide leiden Frauen oft unter Harndrang, teils ohne die Blase leeren zu können. Daneben kann es beim Geschlechtsverkehr zu Schmerzen kommen.
«Man kann nicht alles beeinflussen»
Auch wenn man einer Gebärmuttersenkung durch regelmässiges Beckenbodentraining vorbeugen kann, lässt sich das Risiko nicht komplett bannen. Evgenia Bousouni möchte keine falschen Erwartungen wecken. «Man kann leider nicht alles beeinflussen». Hat sich die Gebärmutter einmal gesenkt, braucht es eine individuell auf die Patientin zugeschnittene Therapie. Dieser geht eine Beurteilung durch eine Beckenbodenfachperson voraus. Häufig ist eine Operation unumgänglich. Wobei der Eingriff heutzutage nur noch ein kleiner ist.
«Wir operieren minimalinvasiv», erklärt Evgenia Bousouni. «Wir», das sind PD Dr. med. Dimitri Sarlos, Chefarzt Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, und sie selbst. Minimalinvasiv bedeutet, dass nur ein winziger Schnitt gemacht wird und dementsprechend keine grosse Narbe zurückbleibt. Bei der sogenannten laparoskopischen Sakrokolpopexie, der Senkungsoperation via Bauchspiegelung, werden die Positionen von Gebärmutter, Blase und Darm korrigiert und anschliessend mithilfe von Netzen fixiert. Auf diese Weise bleiben die Organe da, wo sie hingehören. Manchmal wird im Zuge des Eingriffs ein Teil der Gebärmutter entfernt.
Die Lebensqualität leidet
Nach der Operation bleibt die Patientin zwei Nächte zur Überwachung im Spital. Sechs Wochen lang sollte sie auf das Heben von Gewichten verzichten. Bei der anschliessenden Kontrolluntersuchung wird das Operationsresultat nochmals überprüft. Die meisten Patientinnen sind absolut beschwerdefrei und zufrieden.
Eine Gebärmuttersenkung sei zwar in der Regel ungefährlich, doch in den meisten Fällen leide die Lebensqualität der Patientinnen. «Unser Ziel ist es, diese signifikant zu verbessern.» Der Erfolg gibt der 38-jährigen Ärztin recht: Gemäss einer Datenerhebung der Frauenklinik KSA Aarau sind 96 Prozent der Patientinnen nach der Operation langfristig zufrieden. Und mit ihnen Evgenia Bousouni.
Das interdisziplinäre Beckenbodenzentrum der KSA Gruppe
Im interdisziplinären Beckenbodenzentrum des Kantonsspitals Aarau werden Beckenbodenprobleme wie Inkontinenz, Senkung der Genitalorgane oder Blaseninfektionen behandelt. Das Zentrum kooperiert eng mit Fachspezialisten anderer Disziplinen wie der Urologie und der Viszeralchirurgie. Es steht unter der Co-Leitung von Dr. med. Evgenia Bousouni, Leitende Ärztin Frauenklinik, und Dr. med. Mirjam Bywater, Leitende Ärztin Urologie und Neurourologie.