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Das Darm-Mikrobiom spielt bei der Verdauung eine Schlüsselrolle

13. März 2024

Nicht nur am Tag der Ernährungsberatung vom 13. März gilt: Gesundheit beginnt im Darm.

  • Lesedauer ca. 5 Minuten
  • Themen Ratgeber Ernährung Bauchmedizin
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Das Darmmikrobiom ist ein komplexes Ökosystem aus Mikroorganismen, das sich im Verdauungstrakt, vor allem im Darm, befindet. Es besteht aus einer Vielzahl von Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Mikroben, die in einer symbiotischen Gemeinschaft zusammenleben.

Dieses Darmmikrobiom wird von verschiedensten Faktoren beeinflusst. Die Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle; verschiedene Ernährungsgewohnheiten können entweder positive oder negative Auswirkungen auf das Darmmikrobiom haben.

Was die positiven und was die negativen Einflüsse sind

Bestimmte Ernährungsgewohnheiten beeinflussen das Darmmikrobiom positiv. Konkret fördert eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung, die reich an frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln ist, das Wachstum und die Vielfalt der Darmbakterien. Durch den Verzehr von Lebensmitteln mit einem niedrigen Verarbeitungsgrad bleiben dem Körper wichtige sekundäre Pflanzenstoffe erhalten, die eine gesunde Darmflora unterstützen.

Auch die Aufnahme essenzieller Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-6 sowie von ausreichend viel Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen trägt zur Gesundheit des Darmmikrobioms bei. Der Verzehr von Präbiotika und Probiotika kann zudem das Wachstum von nützlichen Bakterien fördern und die Darmgesundheit verbessern. Ernährungsweisen wie die mediterrane Küche oder eine pflanzenbasierte Ernährung können ebenfalls mit einem gesunden Darmmikrobiom in Verbindung gebracht werden.

Negativ beeinflusst wird das Darmmikrobiom hingegen durch eine zu hohe Energieaufnahme, die oft mit einer fett- und zuckerreichen Ernährung einhergeht. Stark verarbeitete Lebensmittel, die oft viele Zusatzstoffe und wenig Nährstoffe enthalten, können das Gleichgewicht der Darmflora ebenfalls stören. Eine übermässige Proteinaufnahme kann den pH-Wert im Darm verändern, der das Mikrobiom negativ beeinflusst. Ebenso kann letztlich eine einseitige, unausgewogene Ernährung zu einem Ungleichgewicht im Darm führen.

Gerade die Einnahme von Antibiotika kann das Gleichgewicht der Darmflora entscheidend stören, da diese nicht nur krankheitserregende Bakterien, sondern auch nützliche Bakterien abtöten können.

Stress kann das Darmmikrobiom ebenfalls negativ beeinflussen, da er die Darmbewegungen verändert und die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm beeinflussen kann. Des Weiteren können verschiedene Umweltfaktoren wie die Luftverschmutzung oder Giftstoffe unvorteilhafte Auswirkungen auf das Darmmikrobiom haben.

Essstörungen und das Darmmikrobiom

Essstörungsformen wie Anorexia nervosa und Bulimia nervosa haben Einfluss auf das Darmmikrobiom. Bei einer restriktiven Essverhaltensstörung (Anorexia nervosa) kann die Einschränkung der Nahrungsmittelauswahl zu Nährstoffmängeln führen, die das Wachstum und die Vielfalt der Darmbakterien verändern oder sogar beeinträchtigen. Währenddessen stört die Bulimia nervosa durch regelmässiges Erbrechen das Gleichgewicht der Bakterien im Darm, da dadurch wiederum der pH-Wert im Darm verändert und weiter das Wachstum bestimmter, wertvoller Bakterien gehemmt werden kann. Essstörungen können auch die Darmmotilität stören, was die Verdauung und die Zusammensetzung des Darmmikrobioms beeinträchtigt.

Insgesamt betonen mehrere Studien die Bedeutung eines ausgewogenen Lebensstils sowie einer frühen und rechtzeitigen Behandlung von Essstörungen für die Darmgesundheit.

«Drei Portionen Gemüse pro Tag»

 

Frau Wyss, welche Lebensmittel sind es konkret, die das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen?

Ob das Gleichgewicht des Mikrobioms durch die Ernährung negativ beeinflusst wird, ist abhängig von der Menge und Häufigkeit des Konsums von bestimmten Lebensmitteln und Inhaltsstoffen. So enthalten Fertigprodukte – also «Convenience Food» – vermehrt Inhaltsstoffe wie Emulgatoren, Süssstoffe und Konservierungsstoffe, die das menschliche Mikrobiom negativ beeinflussen können. Ein übermässiger Konsum an Zucker, Fett und Salz kann ebenfalls das Gleichgewicht der Darmbakterien negativ beeinflussen. Dies bedeutet nicht, dass jegliche Quellen solcher Inhaltsstoffe oder Zutaten generell zu meiden sind, sondern im Mass konsumiert werden sollten. Die Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) beschreiben dabei, wie gross dieses Mass ist:  für eine gesunde Erwachsene Person maximal 50 Gramm zugesetzter Zucker, 50 bis 70 Gramm Fett und fünf Gramm Salz pro Tag.

Welche Lebensmittel sind es konkret, die es im Gleichgewicht halten?

Generell können Lebensmittel, welche reich an folgenden Stoffen sind, das Gleichgewicht der Darmbakterien unterstützen:

– Nahrungsfasern

– Spezifisch auch präbiotisch wirksame Nahrungsfasern wie beispielsweise in Hülsenfrüchten (Galacto-Oligosaccharide) und bestimmten Gemüsesorten (inulintypische Fruktane)

– Probiotika wie in Joghurt und fermentiertem Gemüse, zum Beispiel Kimchi

– Omega-3-Fettsäuren

Auch hier kann man sich auf die Empfehlungen der SGE stützen, welche pro Tag drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Früchte empfehlen.

Und wie ist es mit Alkohol, Kaffee und Schwarztee?

Gemäss Studien kann Alkohol ein qualitatives und quantitatives Ungleichgewicht der Darmbakterien begünstigen. Die Studienlage ist hinsichtlich des Kaffee- und Schwarzteekonsums noch uneinig und der Einfluss auf das Mikrobiom wird kontrovers diskutiert. Weitere Forschung ist in diesem Bereich also notwendig.

Welche Krankheiten können sich aus einem gestörten Darmmikrobiom ergeben?

Ein längerfristig gestörtes Mikrobiom kann Entzündungen im Darm begünstigen. Dies erhöht das Risiko für verschiedene Krankheiten wie beispielsweise chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (IBD), wovon die häufigsten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind.

Fragen? Das ist das Angebot der Ernährungsberatung

Menschen mit einem gestörten Essverhalten haben oft ein umfangreiches und detailliertes Wissen über Ernährung, wenden dieses aber aufgrund der Essstörung in einer Weise an, die ihre Genesung eher behindert – oder sie leiden an diffusen Bauchbeschwerden. Im Rahmen der Ernährungsberatung begleitet das Kompetenzzentrum Ernährung, Essstörung und Adipositas (KEEA) am Spital Zofingen Menschen mit Essstörungen evidenzbasiert, interprofessionell und individuell auf ihrem Genesungsweg – mit dem Fokus auf die Darmgesundheit.