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Alle Prostatakrebsfälle werden an unserer wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen und die bestmöglichen Behandlungskonzepte diskutiert und entworfen. Diese Empfehlungen werden im Anschluss den behandelnden Ärzten mitgeteilt und mit dem betroffenen Patienten persönlich besprochen. Unser grösstes Anliegen ist, dass der betroffene Patient immer im Mittelpunkt steht und die notwendige Behandlung nur im gemeinsamen Einvernehmen erfolgt.
Falls der betroffene Patient eine alternative oder keine Behandlung wünscht, wird dies selbstverständlich respektiert.
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Beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom sind in den letzten Jahren wegweisende und für den Patienten spürbare Fortschritte in der Behandlung erzielt worden. Zahlreiche neue Medikamente kommen zum Einsatz, welche die Lebensqualität der verbessern und die Überlebenszeit merklich verlängern.
Die Onkologie des KSA bietet in engster Zusammenarbeit mit der Urologischen Klinik die gesamte moderne Behandlung auf den Gebieten der antihormonellen Therapien, Chemotherapien aber auch in der medikamentösen Behandlung von Knochenmetastasen an. Sie haben auch je nach Situation die Möglichkeit, mit neuesten Medikamenten im Rahmen von Studien behandelt zu werden.
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Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs mit Metastasen nach einer antihormonellen Behandlung oder nach Chemotherapie besteht bei erneutem Krebswachstum die Möglichkeit, diesen gezielt mit radioaktiven Substanzen zu behandeln. Das Eiweiss PSMA (Prostataspezifisches Membran Antigen) findet sich auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen. Durch sog. Bindesubstanzen, können kleinste radioaktive Strahler (in diesem Fall das radioaktive Element Lutetium-177) an die Prostatakrebszellen andocken und diese so gezielt zerstören. Das Lutetium-177 reichert sich nur im Krebsgewebe an und strahlt nur wenige Millimeter weit. Dadurch wird das umliegende Gewebe geschont und das Tumorgwebe gezielt behandelt
Die Behandlung muss kurzstationär auf einer nuklearmedizinischen Bettenstation durchgeführt werden und dauert in der Regel 3 Tage. Das Prostatakrebszentrum am KSA hat hierfür eine Kooperationsvereinbarung mit dem Universitätsspital Basel, an dem die stationäre Behandlung durchgeführt wird.
Alle Vorbereitungen und Nachkontrollen finden hingegen wieder in der Nuklearmedizinischen Klinik des KSA statt.
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Am Kantonsspital Aarau ist seit 2006 ein „Da Vinci“ Operationsroboter im regelmässigen Einsatz. Es handelt sich hierbei nicht um ein selbständig operierendes Gerät, sondern um eine hochkomplexe Steuerung von feinsten chirurgischen Instrumenten. Der Roboter unterstützt den Operateur beim Eingriff und erlaubt eine hochpräzise Steuerung feinster Instrumente. Mit dieser Schlüssellochchirurgie kann millimetergenau die tumorbefallene Prostata entfernt werden und die gesunden umliegenden Strukturen können geschont werden. Gerade in der Krebschirurgie ist höchste Präzision gefragt und macht den feinen Unterschied aus.
Bisher wurden über 2500 Patienten am KSA mit dieser Methode behandelt:
Mit dieser Erfahrung zählt die Urologische Klinik am KSA zu den bedeutendsten Zentren der uro-onkologischen Tumorchirurgie in der Schweiz mit einer nahezu unvergleichlichen Expertise im Bereich der Roboterchirurgie.
In Studien ist hinlänglich bewiesen, dass hohe Fallzahlen und eine jahrelange Expertise des Operateurs zu besseren Resultaten führen.
Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt und sein Team nach ihrer Erfahrung.
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Der äussere Schliessmuskel für die willkürliche Urinkontrolle liegt direkt unterhalb der Prostata und ist für die Harnkontinenz entscheidend. Zudem liegen die Erektionsnerven, welche zum Penis führen, direkt der Prostataoberfläche beidseits auf. Bei einer Prostatakrebsoperation muss die tumorbefallene Prostata vollständig entfernt, die wichtigen umliegenden Nerven sollen jedoch auch maximal geschont werden, um die Funktionen von Harnkontinenz und Potenz aufrechtzuerhalten. Da die wahre Ausdehnung des Krebses nicht mit dem blossem Auge gesehen werden kann, ist eine intraoperative Gewebeuntersuchung ("Schnellschnittdiagnostik") hilfreich. Hierbei werden die wichtigen Stellen der Prostata unter dem Mikroskop noch während der Operation beurteilt und auf Tumorfreiheit überprüft.
Unser Institut für Pathologie hat sich auf diese intraoperative Schnellschnittdiagnostik spezialisiert, um dem Operateur direkt eine Rückmeldung geben zu können, ob der Prostatakrebs in den kritischen Gebieten bei der Nervschonung vollständig im Gesunden entfernt wurde.
Die benötigte Infrastruktur und auch fachliche Expertise für eine solche Untersuchung sind enorm. Daher ist diese Untersuchung meist nur an grossen und auf Prostataoperationen spezialisierten Zentren verfügbar.
Diese Untersuchung während der Operation ermöglicht dem Operateur ein Maximum der umliegenden Strukturen (Schliessmuskel für Urinkontrolle und Erektionsnerven zum Penis) zu schonen und trotzdem den Prostatakrebs komplett zu entfernen.
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Bei Prostatakrebs im späteren Stadium, wenn er in die Nachbarorgane eingewachsen ist oder Ableger gebildet hat, werden je nachdem verschiedenartige Hormon- oder Chemotherapien eingesetzt, um das Tumorwachstum zu verlangsamen. Eine Heilung ist zwar nicht mehr möglich, aber mit verschiedenen medikamentösen Therapien lässt sich das Fortschreiten der Krankheit um Jahre verzögern, wobei selbstverständlich auf eine möglichst gute Lebensqualität geachtet wird.
Hormonentzug
In der Regel steht bei der Behandlung im Spätstadium die Antihormontherapie im Vordergrund. Das männliche Geschlechtshormon Testosteron und verwandte Hormone aus der Androgen-Gruppe stimulieren das Tumorwachstum. Die verschiedenen Formen der Hormontherapie wirken im ganzen Körper. Sie bieten daher eine wirksame Behandlung auch für Patienten, bei denen der Tumor nicht mehr auf die Prostata begrenzt ist. Der Hormonentzug wird heute meist mit Medikamenten durchgeführt, die in grösseren zeitlichen Abständen als Depotspritze unter die Haut gegeben oder als Tablette eingenommen werden. Die operative Entfernung der Hoden ist ebenfalls möglich.Die Hormonentzugstherapie hat zu Beginn oft Nebenwirkungen, die Symptomen der Wechseljahre bei Frauen ähneln können, etwa Hitzewallungen und längerfristig wird vor allem die sexuelle Aktivität vieler Patienten eingeschränkt. Im Vergleich zu Operation und Bestrahlung ist die Antihormontherapie aber keine riskante Therapie, so dass sie selbst für hochbetagte Männer oder Patienten mit Vorerkrankungen in Frage kommt. Eine Heilung ermöglichen die verschiedenen Formen der hormonellen Therapie zwar nicht, aber oftmals lässt sich ein Wachstumsstopp für viele Monate bis Jahre erreichen. Die Behandlung lindert zudem tumorbedingte Beschwerden. Früher oder später reagieren gewisse Tumorzellen nicht mehr auf den „klassischen“ Entzug der männlichen Geschlechtshormone, was sich in einem erneuten Anstieg des PSA-Spiegel steigt; der Tumor gilt als «hormontaub» bzw. kastrationsresistent. Dann kommen andere Behandlungsformen wie etwa andere Antiandrogene oder eine Chemotherapie in Betracht.
Chemotherapie
Die Chemotherapie wird in der Regel erst eingesetzt, wenn die Testosteronentzugstherapie nicht mehr wirkt. Die verschiedenen Zytostatika, die bei der Prostatakrebstherapie eingesetzt werden, können zum Teil starke Nebenwirkungen (Haarausfall, Erschöpfung, Infektionsrisiko) haben. Der Nutzen der Behandlung sollte daher sorgfältig gegen die Risiken und möglichen Einschränkungen der Lebensqualität abgewogen werden. -
Die Radiotherapie - Höchste Präzision und Innovation dank modernster Medizintechnik
Eine Therapie mit Röntgenstrahlen (Radiotherapie) kann in unterschiedlichen Stadien der Prostatakrebserkrankung angewendet werden.
Bei lokal begrenztem und fortgeschrittenem Prostatakarzinom ist die Radiotherapie eine bewährte Alternative zur Operation. Die Bestrahlung kann auch bei unvollständiger Tumorentfernung nach einer Prostataoperation oder beim Wiederauftreten des Krebses nach einer Operation angewendet werden. Je nach Aggressivität des Tumors wird die Radiotherapie mit einer anti-hormonellen Therapie kombiniert.
Dank präziser Planung an einem Computertomographen kann die Radiotherapie gezielt, sicher und schmerzfrei angewendet werden. Zeitlich bedeutet dies eine mehrwöchige ambulante Therapie mit jeweils 5 Sitzungen pro Woche (in der Regel montags-freitags). Die tägliche Radiotherapiesitzung dauert 15 bis 30 Minuten, die Bestrahlungszeit nur rund 5 Minuten.
Bei Absiedelungen des Prostatkarzinoms in Hirn-, Lungen- und Lymphknoten bietet die Radiochirurgie (Radiotherapie Hochpräzisionsstrahlentherapie) eine schonende, äusserst präzise und hochwirksame Methode der Tumorbehandlung. Mit einer extrem genau lokalisierbaren hochenergetischen Bestrahlung können Tumorzellen auf Anhieb abgetötet werden.
Bei vorhandenen schmerzhaften Knochenmetastasen kann die Radiotherapie eine Linderung der Schmerzen bewirken sowie zur Stabilisierung des Knochens beitragen.
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Liegt nur ein örtlich begrenzter Krebsbefall in der Prostata vor, besteht unter Umständen die Möglichkeit, nur das krebsbefallene Areal zu behandeln und die gesunden Anteile der Prostata zu belassen. Diese Art der Behandlung wird als fokale Therapie bezeichnet.
Mit einem speziellen Ultraschallgerät (Hochintensiver fokussierter Ultraschall „HIFU“) kann ganz gezielt und millimetergenau das Krebsgewebe in der Prostata durch Hitze zerstört werden. Wir bieten die Behandlung mit dem „Focal One“ HIFU Gerät an. Es handelt sich hierbei um ein Hochpräzisionsgerät, welches extra für die lokale Behandlung von Prostatakrebs entwickelt wurde.
Die unerwünschten Nebenwirkungen auf Potenz und Urinkontinenz sind daher meist minimal.
Es erscheint uns wesentlich zu betonen, dass diese Methode nur in ausgewählten Fällen zum Einsatz kommt. Nach der Behandlung muss eine weiterhin engmaschige Nachsorge erfolgen. Gerne beraten wir Sie nach einer exakten Analyse, ob eine HIFU-Behandlung in Ihrem Fall möglich und sinnvoll ist.
Die Behandlungskosten werden allerdings zurzeit nicht von den schweizerischen Krankenkassen übernommen.