Hypophysenadenome sind gutartige Tumoren der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Sie können in hormonaktive und hormoninaktive Tumoren unterteilt werden sowie nach ihrer Grösse in Mikroadenome (kleiner als 1 cm) und Makroadenome (grösser als 1 cm). Hypophysenadenome werden meist minimal-invasiv mikroskopisch oder endoskopisch durch die Nase entfernt, in seltenen Fällen erfolgt eine primär medikamentöse Therapie.
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Hormoninaktive Mikroadenome verursachen oft keine Beschwerden und werden zufällig bei Bilduntersuchungen entdeckt (sogenannte Inzidentalome). Größere oder hormonaktive Tumoren können jedoch verschiedene Symptome auslösen:
- Hormonelle Störungen: Zu viel oder zu wenig Hormonproduktion.
- Druck auf benachbarte Hirnregionen: Kann Kopfschmerzen oder Sehstörungen verursachen.
- Akute Einblutung (Hypophysenapoplex): Kann zu plötzlichen Kopfschmerzen und Sehverlust führen.
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- Prolaktinome: Verursachen Zyklusstörungen bei Frauen, Milchfluss und Libidoverlust bei Männer und Frauen.
- Wachstumshormon-produzierende Tumoren: Führen bei Kindern zu Riesenwuchs und bei Erwachsenen zu Akromegalie (Vergrößerung von Gesicht, Händen und Füßen).
- ACTH-produzierende Tumoren (Morbus Cushing): Erhöhen den Cortisolspiegel und verursachen u. a. Bluthochdruck und Gewichtszunahme, Stiernacken und Striae.
- Seltener TSH, LH, und FSH-produzierende Tumoren.
Hormoninaktive Tumoren können durch Druck auf die Hypophyse verschiedene Mangelerscheinungen hervorrufen, wie z. B. vermindertes Wachstum bei Kindern, Ausbleiben der Menstruation oder Kälteempfindlichkeit.
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Die Diagnose erfolgt durch eine MRT-Untersuchung. Eine hormonelle Untersuchung und, bei Verdacht auf Sehstörungen, eine augenärztliche Abklärung ergänzen die Diagnostik.
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Die Neurochirurgie am Kantonsspital Aarau arbeitet eng mit den Fachbereichen Endokrinologie, Augenheilkunde, Neuroradiologie und der Radio-Onkologie zusammen. Welche Behandlung die beste Option bietet – sei es Beobachtung, medikamentöse Therapie, Chirurgie, Bestrahlung oder eine Kombination dieser Ansätze – wird individuell im interdisziplinären Hypophysen- und Tumorboard festgelegt und anschließend mit dem Patienten besprochen. In diesem Rahmen bieten wir auch gerne eine Zweitmeinung an, da unser Zentrum über umfangreiche Expertise im Bereich der Hypophysenerkrankungen verfügt.
- Prolaktinome: Behandlung mit Dopamin-Agonisten (Medikamente) oder primär durch eine chirurgische Therapie. Gerne beraten wir Sie individuell, welches Verfahren die besten Langzeitergebnisse bietet.
- Andere Hypophysenadenome: Oft chirurgische Entfernung durch die Nase, entweder mikrochirurgisch oder endoskopisch.
- Alternative Behandlung: Bei schwer zugänglichen Tumorresten kann Strahlentherapie angewandt werden.
Bei der Operation von Hypophysenadenomen setzen wir auf modernste Operationstechniken. Je nach Größe und Art des Adenoms kommen entweder mikrochirurgische Methoden, unterstützt durch Endoskopie, oder die vollständig endoskopische Technik durch die Nase zum Einsatz. Die Behandlungsrisiken sind sehr klein. Nach einer Operation kann es vorübergehend oder dauerhaft zu hormonellen oder elektrolytbedingten Störungen kommen. In seltenen Fällen tritt ein Leck von Hirnflüssigkeit aus der Nase auf, das dann erneut operativ versiegelt werden muss. Tumorrest oder erneutes Tumorwachstum sind selten, während Sehstörungen oder Gesichtsfeldausfälle eine Rarität darstellen.
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Drei Monate nach der Operation wird ein MRT des Schädels durchgeführt, um den Therapieerfolg zu kontrollieren und mögliche Veränderungen an der Hypophyse frühzeitig zu erkennen. Anschliessend erfolgt in der Regel eine jährliche Kontrolle. Bei einem hormonproduzierendem Adenom erfolgt durch die Kollegen der Endokrinologie eine regelmässige Nachkontrolle.
