Die Traumatologie befasst sich mit der Diagnostik und Behandlung von Verletzungen die durch äussere Krafteinwirkungen wie Unfälle, Stürze oder Gewalteinwirkungen verursacht werden. Die Verletzungen können von leichten Prellungen bis hin zu schweren lebensbedrohlichen Schäden reichen.
Ziel der Behandlung in der Traumatologie ist die schnellstmögliche Linderung von Schmerzen, die Wiederherstellung der Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des betroffenen Körperteils sowie die Vermeidung von Komplikationen. Bei schwerwiegenden Verletzungen steht die Stabilisierung des Patienten im Vordergrund, um lebensbedrohliche Zustände zu verhindern.
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Ein Bänderriss tritt auf, wenn ein Band durch plötzliche Dehnung oder Drehung reißt. Häufig betroffene Gelenke sind das Knie (Kreuzbandriss) und das Sprunggelenk.
Symptome
Plötzlicher Schmerz, Schwellung, Instabilität des betroffenen Gelenks, eingeschränkte Beweglichkeit.Diagnose (Methodik)
Klinische Untersuchung, MRT zur Beurteilung der Bänderverletzung.Behandlungsoptionen
Konservative Therapie mit Schiene und Physiotherapie, operative Rekonstruktion des Bandes bei schweren Rissen. -
Eine Fraktur ist ein Bruch oder Riss im Knochen, der durch starke Krafteinwirkung, wie z. B. einen Sturz oder Unfall, verursacht wird. Frakturen können unterschiedlich schwer sein und verschiedene Behandlungsansätze erfordern.
Symptome
Schmerzen, Schwellung, sichtbare Fehlstellung, eingeschränkte Beweglichkeit, und in einigen Fällen Blutergüsse.Diagnose (Methodik)
Röntgenuntersuchung zur Bestätigung des Bruchs; bei komplizierteren Frakturen können CT- oder MRT-Scans erforderlich sein.Behandlungsoptionen
Ruhigstellung mittels Gips oder Schiene, chirurgische Fixierung mit Platten und Schrauben, Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit. -
Gefäßverletzungen betreffen Arterien oder Venen und können durch direkte Traumata wie Schnitt- oder Stichwunden sowie durch stumpfe Verletzungen verursacht werden. Diese Verletzungen sind kritisch, da sie zu signifikanten Blutungen und Kreislaufkomplikationen führen können, die eine sofortige medizinische Intervention erfordern
Symptome
Akute und starke Blutung, Schwellungen, blasse oder bläuliche Hautverfärbungen, Pulsabschwächung oder -verlust in den betroffenen Extremitäten, Symptome einer Hypovolämie wie Schwindel oder Ohnmacht.Diagnose (Methodik)
- Klinische Untersuchung: Beurteilung der Blutung, Überprüfung des Kreislaufstatus und der Extremitätenversorgung.
- Bildgebung: Ultraschall (FAST-Scan) zur schnellen Beurteilung von Blutungen, CT-Angiographie zur detaillierten Darstellung der Gefässverletzungen, bei Bedarf Angiographie zur weiteren Untersuchung.
Behandlungsoptionen
- Konservativ: Blutstillung durch direkte Druckausübung, gegebenenfalls Einsatz von Kompressionsverbänden.
- Operativ: Chirurgische Reparatur oder Rekonstruktion der verletzten Gefässe mittels Gefässnähten, Prothesen oder Stents, welche die Klinik für Gefässchirurgie, häufig kombiniert mit Notfall-Bluttransfusionen zur Stabilisierung des Kreislaufs.
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Das Kompartmentsyndrom entsteht durch erhöhten Druck in einem Muskelkompartment, was zu vermindertem Blutfluss und möglichen Gewebeschäden führen kann. Es ist häufig eine Folge von Knochenbrüchen oder schweren Prellungen.
Symptome
Starke Schmerzen, die nicht durch Schmerzmittel gelindert werden, Taubheit, Schwellung und Verhärtung der betroffenen Muskulatur.Diagnose (Methodik)
Klinische Untersuchung, Druckmessung im betroffenen Kompartment, um den erhöhten Gewebedruck zu bestätigen.Behandlungsoptionen
Notfalloperation (Fasziotomie) zur Druckentlastung und Vermeidung von Gewebeschäden. -
Eine Luxation entsteht, wenn die Knochen eines Gelenks aus ihrer normalen Position rutschen. Häufig betroffene Gelenke sind Schulter, Finger und Knie.
Symptome
Plötzliche Schmerzen, sichtbare Verformung, Schwellung und Bewegungsverlust des betroffenen Gelenks.Diagnose (Methodik)
Klinische Untersuchung, Röntgenbilder zur Überprüfung der Gelenkstellung und Ausschluss von Frakturen.Behandlungsoptionen
Manuelle Reposition durch einen Arzt, Ruhigstellung mit einer Schiene oder Bandage, gegebenenfalls Operation bei schwerwiegenden Fällen. -
Nervenverletzungen entstehen durch direkte Traumata, wie Schnitt- oder Quetschwunden, oder durch indirekte Verletzungen, die zu einer Schädigung der Nervenstrukturen führen können. Diese Verletzungen können zu sensorischen, motorischen oder gemischten Defiziten führen und erfordern eine präzise Diagnose und Therapie.
Symptome
Verlust der Empfindung (Taubheit), Schmerzen oder Kribbeln entlang des Nervenvorhangs, Muskelschwäche oder -lähmung, beeinträchtigte Bewegungskoordination.Diagnose (Methodik)
- Klinische Untersuchung: Neurologische Tests zur Beurteilung des Sensibilität, Motorik und Reflexe, Untersuchung der Schädigungsausbreitung und -intensität.
- Bildgebung: MRT zur Darstellung von Nervenverletzungen und Kompressionen, Elektromyographie (EMG) zur Beurteilung der Nervenleitgeschwindigkeit und Muskelaktivität.
Behandlungsoptionen
- Konservativ: Schmerzmanagement, Physiotherapie zur Verbesserung der Muskelkraft und Koordination, Ergotherapie zur Anpassung an Defizite.
- Operativ: Chirurgische Nervenrekonstruktion oder -transposition, Mikrochirurgische Reparatur von Nervenrissen, in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung peripheren Nervenchirurgie, oft begleitet von Physiotherapie nach der Operation zur Wiederherstellung der Funktion.
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Rippenfrakturen entstehen häufig durch stumpfe Gewalteinwirkung wie einen Sturz oder einen Schlag auf den Brustkorb und können die Lunge oder andere Organe verletzen.
Symptome
Schmerzen beim Atmen, Bewegungseinschränkung, möglicherweise Atemnot.Diagnose (Methodik)
Röntgenaufnahme des Brustkorbs zur Bestätigung der Fraktur, CT bei Verdacht auf komplexe Verletzungen.Behandlungsoptionen
Schmerztherapie, Atemübungen zur Verhinderung von Komplikationen, selten operative Stabilisierung. -
Ein Schädel-Hirn-Trauma ist eine Verletzung des Gehirns durch eine äußere Krafteinwirkung, die zu Gehirnblutungen, Schädelbrüchen oder Hirnquetschungen führen kann.
Symptome
Kopfschmerzen, Übelkeit, Bewusstlosigkeit, Verwirrtheit, Gedächtnisverlust, Seh- und Sprachstörungen.Diagnose (Methodik)
CT oder MRT des Gehirns, neurologische Untersuchungen zur Beurteilung des Schweregrades.Behandlungsoptionen
Überwachung und symptomatische Behandlung bei leichten Fällen, chirurgische Eingriffe bei schweren Blutungen oder Druck auf das Gehirn durch die Klinik für Neurochirurgie. -
Eine Sehnenruptur entsteht durch Überbeanspruchung oder plötzliche, starke Belastung, die zu einem Riss der Sehne führt. Häufig betroffene Sehnen sind die Achillessehne und die Rotatorenmanschette.
Symptome
Plötzlicher Schmerz, hörbares "Schnappen" bei Ruptur, Schwellung, Schwäche oder Bewegungsverlust.Diagnose (Methodik)
Klinische Untersuchung, Ultraschall oder MRT zur Bestätigung der Ruptur.Behandlungsoptionen
Ruhigstellung und Physiotherapie bei kleineren Rissen, chirurgische Reparatur bei vollständigen Rupturen. -
Stumpfes Abdominaltrauma entsteht durch direkte Krafteinwirkung auf den Bauchraum, wie bei Verkehrsunfällen oder Stürzen. Diese Verletzungen können zu Verletzungen innerer Organe wie Leber, Milz oder Darm führen und erfordern eine umfassende Diagnostik und oft eine chirurgische Intervention.
Symptome
Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwellung oder Spannung des Abdomens, möglicherweise Anzeichen von inneren Blutungen wie Schwindel oder Blässe.Diagnose (Methodik)
- Klinische Untersuchung: Palpation des Abdomens, Überprüfung auf Druckschmerz oder Abwehrspannung, Beurteilung der Vitalzeichen.
- Bildgebung: Ultraschall (FAST-Scan) zur schnellen Beurteilung von Blutungen oder freien Flüssigkeiten im Bauchraum, CT-Scan zur detaillierten Analyse von Organverletzungen und -blutungen.
Behandlungsoptionen
- Konservativ: Beobachtung und Überwachung der Vitalzeichen, Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich, Schmerztherapie.
- Operativ: Chirurgische Exploration und Reparatur bei nachgewiesenen inneren Organverletzungen oder signifikanten Blutungen, gegebenenfalls auch minimal-invasive Techniken (laparoskopische Chirurgie) zur Verletzungsbehandlung durch die Klinik für Viszeralchirurgie.
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Ein stumpfes Thoraxtrauma entsteht durch äußere Krafteinwirkungen auf den Brustkorb, wie bei Autounfällen oder Stürzen. Diese Verletzungen können zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Pneumothorax, Hämatothorax oder Rippenfrakturen führen, die eine schnelle Diagnose und Behandlung erfordern.
Symptome
Atemnot, Brustschmerzen, Hypoxie, Schwellungen oder Hämatome im Brustbereich, eingeschränkte Atembewegungen, möglicherweise Hörbarkeit von Atemgeräuschen wie Knistern.Diagnose (Methodik)
- Klinische Untersuchung: Überprüfung der Atemfrequenz, des Herzschlags und der Brustwandbewegungen, Untersuchung auf mögliche Zeichen eines Pneumothorax oder Hämatothorax.
- Bildgebung: Röntgenaufnahmen des Thorax zur Beurteilung von Frakturen und Lungenveränderungen, CT-Scan zur detaillierteren Beurteilung von Weichteil- und Knochenschäden, Ultraschall zur schnellen Identifikation von Flüssigkeitsansammlungen.
Behandlungsoptionen
- Konservativ: Röntgenaufnahmen des Thorax zur Beurteilung von Frakturen und Lungenveränderungen, CT-Scan zur detaillierteren Beurteilung von Weichteil- und Knochenschäden, Ultraschall zur schnellen Identifikation von Flüssigkeitsansammlungen.
- Operativ: Drainage bei Pneumothorax oder Hämatothorax. Chirurgische Reparatur von inneren Verletzungen oder Stabilisierung bei instabilen Rippenfrakturen, gegebenenfalls Thorakoskopie zur direkten Untersuchung und Behandlung durch die Klinik für Thoraxchirurgie.
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Kindliche Knochenbrüche unterscheiden sich aufgrund der besonderen Knochenstruktur von Erwachsenenfrakturen. Die häufigste Form bei Kindern sind die so genannten Grünholzfrakturen, bei denen der Knochen nur teilweise durchgebrochen ist. Kindliche Knochenbrüche mit Gelenkbeteiligung erfordern besondere Aufmerksamkeit, da sie das Wachstum beeinflussen können und zu Fehlstellungen oder Bewegungseinschränkungen führen können.
Symptome
Schmerzen, Schwellung, sichtbare Fehlstellung oder Deformität, eingeschränkte Beweglichkeit; möglicherweise hörbares Knacken zum Zeitpunkt der Verletzung.
Diagnose (Methodik)
- Klinische Untersuchung: Inspektion und Palpation des betroffenen Bereichs, Prüfung der Gelenkfunktion.
- Bildgebung: Röntgenaufnahmen in zwei Ebenen zur Beurteilung der Fraktur, selten CT oder MRT bei komplexen Frakturen oder unklarer Gelenkbeteiligung.
Behandlungsoptionen
- Konservativ: Bei stabilen, nicht verschobenen Frakturen: Ruhigstellung mit Gips oder Schiene, engmaschige Kontrollen und Anpassung der Behandlung je nach Heilungsverlauf.
- Operativ: Bei verschobenen oder komplexen Frakturen mit Gelenkbeteiligung: Operative Reposition und Fixierung unter Verwendung von minimal-invasiven Techniken (z. B. elastische Nägel, Schrauben) zur Vermeidung von Wachstumsstörungen und zur Wiederherstellung der Gelenkfunktion.