Wenn das Gehen zur Qual wird
11. Oktober 2024In der Schweiz werden Sprunggelenksprothesen derzeit noch relativ selten eingesetzt. Doch besonders Menschen über 50 mit Sprunggelenksarthrose können von diesen modernen Prothesen profitieren, um ihre Mobilität zu erhalten oder wiederzugewinnen.
- Autor / Autorin Dr. med. Manuel Peterhans
- Lesedauer ca. 5 Minuten
- Themen Bewegung
Rund 80 000 Personen in der Schweiz sind von einer Sprunggelenksarthrose betroffen. Diese führt oft zu erheblichen Einschränkungen im Alltag. Beschwerden im Sprunggelenk machen selbst einfache Aktivitäten wie Gehen oder Stehen zur Herausforderung. Die Ursachen für diese degenerative Gelenkerkrankung sind vielfältig, häufig jedoch die Folge von früheren Verletzungen wie Knochenbrüchen oder einer chronischen Instabilität der Bänder.
Doch welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, wenn konservative Massnahmen keine ausreichende Linderung mehr bringen?
Prothese vs. Versteifung: Was ist sinnvoller?
Betroffene, die unter Sprunggelenksarthrose leiden, berichten häufig über Schmerzen beim Gehen, Steifheit im Gelenk und Schwellungen unter Belastung, wie Dr. med. Manuel Peterhans Köpfli, Leitender Arzt Orthopädie und Traumatologie, Team Fuss- und Sprunggelenkschirurgie am Kantonsspital Aarau, erklärt. «Es handelt sich vielfach um einen Prozess, der mit leichten Beschwerden beginnt, die sich über die Zeit verschlimmern», sagt Peterhans.
Zu Beginn der Erkrankung kann die Anpassung der Aktivität, etwa durch Reduzierung der Belastung oder Wechsel der Sportart, Linderung verschaffen. Schmerzmittel und Physiotherapie sind ebenfalls bewährte Behandlungsmethoden, um die Symptome im noch nicht fortgeschrittenen Stadium zu kontrollieren.
Wenn konservative Behandlungen nicht mehr ausreichen und die Lebensqualität stark eingeschränkt ist, kann ein chirurgischer Eingriff eine erfolgversprechende Option sein. Bei schwerer Arthrose des Sprunggelenks gibt es im Wesentlichen zwei chirurgische Möglichkeiten: die Versteifung des Gelenks oder der Einsatz einer Prothese. Eine Versteifung des Gelenks beseitigt den Schmerz zwar zuverlässig, führt aber zu einer vollständigen Unbeweglichkeit des Gelenks und zur Überbeanspruchung der benachbarten Gelenke.
«Eine Sprunggelenksprothese hingegen erhält die Beweglichkeit und schränkt die Gehfähigkeit deutlich weniger ein», sagt Peterhans. Dies ist besonders vorteilhaft für Menschen, die weiterhin aktiv bleiben möchten und gelenkschonende Sportarten wie Walken, Schwimmen, Radfahren oder Yoga ausüben.
Allerdings birgt eine Prothese auch Risiken. «Eine Prothese kann sich über die Jahre abnutzen oder auslockern, was möglicherweise eine erneute Operation erforderlich macht. Der Eingriff weist zudem eine leicht höhere Komplikationsrate auf als die einfache Versteifung», sagt Peterhans.
Weg in ein schmerzfreies Leben
Direkt nach der Operation erhält die Patientin oder der Patient eine abnehmbare Schiene und kann nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen. «Nach zwei Wochen können die Betroffenen den Fuss bereits wieder voll belasten, und nach weiteren vier Wochen wird die nach der Operation zur Stabilisierung des Unterschenkels getragene Orthese entfernt», erklärt Peterhans. Das ist ein grosser Vorteil im Vergleich zur Versteifung eines Sprunggelenks, wo der Fuss mindestens sechs Wochen lang nur wenig belastet werden darf und wonach auch Gehstöcke meist noch länger nötig sind.
Nur wenige bieten diese Behandlungsoption
Insgesamt zeigt sich, dass eine Sprunggelenksprothese eine sinnvolle Option für Menschen mit schmerzhafter Arthrose sein kann, die trotz ihrer Einschränkungen aktiv bleiben möchten.
Das KSA Aarau ist eine der wenigen Institutionen überhaupt in der Schweiz, welche diese Behandlungsoption an- bietet. Peterhans betont: «Die Entscheidung sollte immer in enger Abstimmung mit einer erfahrenen Orthopädin oder einem Orthopäden getroffen werden, um die bestmögliche Behandlung für die individuellen Bedürfnisse des oder der Betroffenen zu gewährleisten».
Gelenke lenken Leben
Wir alle wünschen uns einen Körper ohne Bewegungseinschränkungen. Am liebsten bis ins hohe Alter. In der Schweiz leiden rund zwei Millionen Menschen an Beschwerden des Bewegungsapparates oder an den Folgen eines Unfalls.
Am Kantonsspital Aarau und am Spital Zofingen werden Betroffene rund um die Uhr von einem interdisziplinären Team behandelt. Ob Gelenkersatz, Betreuung von Sportlerinnen und Sportlern oder die Versorgung von Schwerverletzten: Wir setzen alles daran, dass unsere Patientinnen und Patienten wieder aufstehen, gehen und sich bewegen können.
Auf der Themenseite ortho.ksa.ch erklären wir, warum nicht jedes Gelenk bei Beschwerden ersetzt werden muss, und geben Tipps, was man tun kann, um langfristig in Bewegung zu bleiben. Zudem zeigen wir auf, welche Sofortmassnahmen nach Sportverletzungen wichtig sind, wie die Versorgung von Schwerverletzten im Spital abläuft, und vieles mehr.