So wirken effektive Strategien gegen Arthrose
26. Juni 2024Jede achte Person leidet in der Schweiz unter Arthrose. Die schmerzhaften Folgen des Gelenkverschleisses müssten Betroffene jedoch nicht einfach hinnehmen, erklärt Mathis Vogel, Oberarzt Orthopädie und Traumatologie und Leiter Team Knie am Kantonsspital Aarau.
- Autor / Autorin Dr. med. Mathis Vogel
- Lesedauer ca. 5 Minuten
- Themen Bewegung
Millionen von Menschen weltweit sind von Arthrose betroffen. Mit steigender Lebenserwartung nimmt die Zahl der Fälle immer stärker zu. Das ist wenig überraschend, denn bei Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der der Knorpel im Gelenk allmählich abgebaut wird.
Im gesunden Zustand wirkt die Knorpelschicht am Knochenende als Puffer zwischen den Knochen, der eine reibungslose Bewegung ermöglicht. Bei Arthrose wird diese Knorpelschicht durch natürlichen Verschleiss oder Verletzungen immer dünner. Besonders häufig sind das Knie und die Hüfte betroffen, da sie das meiste Gewicht tragen. «Fehlt die schützende Knorpelschicht ganz oder teilweise, reiben die Knochenenden direkt aufeinander, wodurch Stösse oder mechanische Belastungen nicht mehr abgefedert werden können», erklärt Dr. med. Mathis Vogel, Oberarzt Orthopädie und Traumatologie und neuer Leiter des Teams Knie am Kantonsspital Aarau.
Bewegungsmangel begünstigt Arthrose
Mehrere Ursachen können zur Entstehung von Arthrose beitragen. So belastet etwa Übergewicht die Gelenke zusätzlich, Fehlstellungen und Verletzungen können den Knorpel schädigen, und auch Bewegungsmangel spielt eine wichtige Rolle, wie der Experte erklärt.
«Zu wenig Bewegung führt dazu, dass die Gelenke nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden, was den Knorpelabbau beschleunigt», sagt Oberarzt Mathis Vogel. Doch auch genetische Veranlagungen und das Alter sind wichtige Risikofaktoren.
Schmerzen sind der wichtigste Hinweis auf eine Arthrose. «Der Charakter der Schmerzen ist wellenförmig, mit einem individuellen Verlauf: Mal sind die Schmerzen tage- oder wochenlang besser, dann kommen sie wieder zurück», erklärt der Arzt. Bei Arthrose kann es sowohl zu Ruhe- als auch zu Belastungsschmerzen und Schwellungen kommen. Die Schmerzen treten häufig zuerst nach längerem Gehen oder Stehen auf, und die schmerzfreie Gehstrecke verkürzt sich im Verlauf der Erkrankung. Auch Fehlstellungen wie O- oder X-Beine können zunehmen und die Gelenkbelastung verstärken.
In fortgeschrittenen Stadien der Arthrose kann die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks stark eingeschränkt sein. Oft treten zusätzlich Schwellungen auf, oder es entsteht das Gefühl, dass bei der Bewegung etwas reibt oder knackt. In diesem Stadium können die Schmerzen dauerhaft sein. Spätestens dann ist es Zeit, sich ärztliche Hilfe zu suchen. Denn Betroffene müssen die Arthroseschmerzen und die damit verbundenen Einschränkungen nicht hinnehmen.
Behandlungsmöglichkeiten gibt es einige
Obwohl Arthrose nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dr. Mathis Vogel erklärt: «Ein guter Therapiemix kann Schmerzen und Entzündungen hemmen und die Beweglichkeit bewahren.» Zu den konservativen Methoden gehören etwa Physiotherapie, Bewegungstherapie und orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen. Auch Ultraschallbehandlungen und Antirheumatika können helfen. Wenn diese Massnahmen nicht genügend Linderung bringen, kann sich eine Operation lohnen. Dies kann entweder gelenkerhaltend sein oder den Einsatz eines Gelenkersatzes erfordern. «Die Entscheidung für eine Operation hängt vom Leidensdruck und den individuellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten ab», erklärt Vogel.
Vorbeugung ist entscheidend, um Arthrose zu verhindern oder ihren Verlauf zu verlangsamen. Regelmässige Bewegung stärkt die Muskulatur und fördert die Gelenkbeweglichkeit. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung unterstützt die Gelenkgesundheit zusätzlich. Dr. Vogel betont aber auch: «Gewichtsreduktion ist der stärkste modifizierbare Faktor bei der Prävention von Kniearthrose.» So haben Studien gezeigt, dass ein geringeres Körpergewicht die Schmerzen im Knie deutlich reduziert.
Knie-Sprechstunde
Die Kniechirurgie konzentriert sich auf die Diagnose, Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen und Verletzungen des Knies. Das Knie ist ein komplexes Gelenk, das aus verschiedenen Strukturen wie Knochen, Knorpel, Bändern, Sehnen und Muskeln besteht. Die Kniechirurgie umfasst eine Vielzahl von Eingriffen, darunter arthroskopische Chirurgie, Meniskus- und Kreuzbandrekonstruktionen, Knorpeltransplantationen, Knieprothesenimplantationen und Behandlungen für Kniearthrose. Insgesamt zielt die Kniechirurgie darauf ab, die Funktion und Mobilität des Knies wiederherzustellen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.