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Wenn jede Minute zählt

3. Mai 2024

Ein Schlaganfall oder Hirnschlag ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Betroffene müssen so schnell wie möglich behandelt werden. Denn ohne Blut, Nährstoffe und Sauerstoff stirbt das Gewebe im Gehirn schnell ab. Das Expertenteam des Stroke Centers am KSA ist 24/7 für Betroffene im Einsatz.

  • Autor / Autorin PD Dr. med. Timo Kahles
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
  • Themen Neuro+
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Schlaganfallsymptome sind ein absoluter Notfall und gehören so schnell wie möglich behandelt. «Betroffene sollen lieber einmal mehr als einmal zu wenig zu uns kommen», sagt PD Dr. med. Timo Kahles, Leitender Arzt Neurologie und Co-Leiter des Stroke Centers am KSA. Treten die Beschwerden (siehe Kasten) plötzlich und mehrheitlich auf einer Körperseite auf, ist das sehr verdächtig.  

Das passiert bei einem Schlaganfall 

 Bei einem Schlaganfall wird die Blutzufuhr zu einem Bereich des Gehirns unterbrochen. In etwa 80 Prozent der Fälle verstopft ein Blutgerinnsel ein Hirngefäss (ischämischer Hirnschlag). Die Nervenzellen erhalten zu wenig oder gar keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe. Bei 20 Prozent der Betroffenen platzt ein Hirngefäss und Blut tritt ins umliegende Gewebe aus (hämorrhagischer Hirnschlag). 

Stroke Center am KSA  

Das Stroke Center am KSA ist eines von zehn zertifizierten Schlaganfallzentren in der Schweiz. Spezialistinnen und Spezialisten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen sind Tag und Nacht für Betroffene im Einsatz. Sie behandeln bis zu neun Neuzugänge täglich. Bei jeder dritten Person wird ein Schlaganfall diagnostiziert. «Ohne Blut, Nährstoffe und Sauerstoff stirbt das Gewebe im Gehirn schnell ab; wir müssen beim ischämischen Hirnschlag das verschlossene Gefäss möglichst rasch wieder öffnen, um einen bleibenden Schaden verhindern zu können», sagt PD Dr. med. Philipp Gruber, Oberarzt mbF Neuroradiologie. Darum ist der Faktor Zeit bei einem Schlaganfall so entscheidend. Die enge Zusammenarbeit des eingespielten Teams des Stroke Centers am KSA mit den Rettungsdiensten, Partnerspitälern und niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen im Schlaganfallnetzwerk Aarau sind hierbei die zentralen Pfeiler der erfolgreichen Akutbehandlung. 

Erste zwei, drei Tage sind besonders kritisch  

Um ein Hirngefäss als Erstbehandlung rasch wieder zu öffnen, sind zwei Wege üblich. Bei der intravenösen Thrombolyse wird innerhalb der ersten vier bis fünf Stunden nach Beschwerdebeginn ein Medikament über eine Vene verabreicht. Bei der endovaskulären Rekanalisation öffnet die Neuroradiologin bzw. der Neuroradiologe mit einem Katheter, meist von der Leiste aus, ein grösseres Hirngefäss durch vorsichtiges mechanisches Herausziehen und/oder Absaugen des Blutgerinnsels. Während der kommenden drei Tage erfolgt eine engmaschige Überwachung der betroffenen Person sowie deren Vitalparameter wie Blutdruck und Herzrhythmus auf der Stroke Unit. Dort geht es auch mit der Frührehabilitation los: Sprach-/ Sprech- und Schlucktherapie sowie Ergo- und Physiotherapie. 

Gleichzeitig wird Ursachenforschung betrieben. Dies ist wichtig, um Betroffene gezielt vor einem weiteren Schlaganfall zu schützen.

Schlaganfall erkennen und sofort handeln

Mit der BE-FAST-Regel erkennen Sie einen Schlaganfall. BE FAST steht für: 

Balance: heftiger Schwindel mit Gehunfähigkeit 
Eyes: Sehstörungen, plötzliche Blindheit (oft nur auf einem Auge) oder Doppelbilder 
Face: plötzliche Lähmungen im Gesicht (meist nur in einer Gesichtshälfte) 
Arm: plötzliche Lähmung von Armen und Beinen (meist nur auf einer Körperseite) 
Speech: Sprachstörungen oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen 
Time: Reagieren Sie bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort und alarmieren Sie den Notruf 144!

Wie geht’s nach einem Schlaganfall weiter? 

Betroffene mit starken Defiziten begeben sich stationär in die Reha, jene mit weniger starken Einschränkungen in eine ambulante. Klinische Kontrollen in der Sprechstunde erfolgen in der Regel nach drei und 12 Monaten. Wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen dem KSA Stroke Center und den Hausärztinnen und Hausärzten. Sie behalten die blutverdünnende Therapie sowie die Risikofaktoren im Auge. Dazu gehören Blutdruck, Blutzucker, Fettwerte, Rauchstopp, körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und das Körpergewicht.

Nicht nur Kopfsache

Auf unserer Themenseite neuro.ksa.ch gewähren wir einen Einblick in die Welt der Neuromedizin am KSA:

  • Wir zeigen am Modell auf, wie eine Hirntumor-OP abläuft.
  • Wir berichten über die neusten Erkenntnisse in der Behandlung von Schlaganfällen und erklären, was bei Verdacht auf einen Hirnschlag zu tun ist.
  • Noch vergesslich oder schon dement? Wann sollte man sich oder seine Angehörigen professionell untersuchen lassen?

Das und vieles mehr erfahren Sie auf unserer Themenseite zum Schwerpunkt Neuroerkrankungen.

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