Migräne ohne Kopfweh?
30. Mai 2024Kürzlich wanderte bei mir (55) zweimal ein schwarzer Schatten über die Augen, und einmal hatte ich dunkle Flecken im Sehfeld. Der Spuk dauerte etwa 20 Minuten. Da die Augen in Ordnung sind, meinte mein Augenarzt, es könnte sich um eine versteckte Migräne handeln. Was muss ich mir darunter vorstellen? Und was kann ich dagegen tun?
- Autor / Autorin Prof. Dr. med. Krassen Nedeltchev
- Lesedauer ca. 3 Minuten
Die Migräne ist eine episodisch auftretende Erkrankung, in deren Mittelpunkt starke Kopf schmerzen stehen. Der derzeitige Wissensstand deutet darauf hin, dass eine neuronale Funktionsstörung zu einer Abfolge von Veränderungen führt, einschliesslich der folgenden vier Phasen: Vorwarnsymptome, Migräneaura, Kopfschmerzen und Nachwirkungsphase.
Die meisten Menschen kennen die Kopfschmerzen, die restlichen Phasen sind weniger bekannt. So treten Vorwarnsymptome wie vermehrtes Gähnen, Euphorie, Depression, Verstopfung oder Nackensteifigkeit 24 bis 48 Stunden vor dem Beginn der Kopfschmerzen auf. Bei etwa 25 Prozent der Betroffenen treten in der zweiten Phase (Migräneaura) neurologische Symptome auf. Wir unterscheiden zwischen auditiven (Tinnitus), sensiblen (Kribbeln in einer Körperregion), motorischen (Zuckungen oder Lähmungen) oder visuellen Symptomen (helle Linien, Formen oder Verlust des Sehvermögens). Bei den von Ihnen geschilderten schwarzen Schatten könnte es sich um Letztere handeln.
Die meisten Migräneauren gehen mit visuellen Symptomen einher. Bei einigen Patientinnen und Patienten kann eine Aura ohne begleitende Kopfschmerzen auftreten. Am häufigsten zeigt sich eine allmähliche Entwicklung der Aurasymptome über mehrere Minuten. Dies entspricht weitgehend dem Charakter und dem zeitlichen Ablauf der von Ihnen beschriebenen Symptome, weshalb Ihr Augenarzt eine Migräneaura vermutet und sie mit einem für Laien verständlichen Begriff bezeichnet hat.
Migräneauren ohne Kopfschmerzen können mit transitorischen ischämischen Attacken (Hirnstreifung, «Schlägli») verwechselt werden. Auch wenn die Beschwerden vollständig verschwinden, sind eine sofortige Ultraschalluntersuchung der himversorgenden Blutgefässe (die auch das Auge versorgen) und eine Herzuntersuchung (EKG und Herzultraschall) erforderlich. Dies ist wichtig, um das Vorhandensein von Blutgerinnseln in den hirnversorgenden Arterien oder im Herzen auszuschliessen und weitere, möglicherweise dauerhafte Behinderungen zu verhindern.
Wir sind für Sie da.
Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten neurologischen Krankheitsbildern. Die Ursachen sind vielfältig und deren Mechanismen noch nicht abschliessend erforscht.
Häufige Kopfschmerzformen sind Migräne, Spannungskopfweh sowie Kopfschmerzen als Folge einer übermässigen Schmerzmitteleinnahme. Bei Frauen hängen Kopfschmerzen häufig zusammen mit den Hormonschwankungen im Zyklus oder der Einnahme von Hormonen zur Schwangerschaftsverhütung, in den Wechseljahren, bei Endometriose oder im Zusammenhang mit gynäkologischen Tumoren. Ausserdem gibt es eine Vielzahl von seltenen Kopfschmerzen, die einer speziellen Abklärung und Behandlung bedürfen. Diagnostisch werden nach sorgfältiger Anamnese und neurologischen Untersuchungen zusätzliche Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören:
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Schädel-CT und/oder Schädel-MRI
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Labordiagnostik
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Liquordiagnostik
Für Patientinnen mit hormonabhängigen Kopfschmerzen wird darüber hinaus in unserer Klinik eine Spezialsprechstunde in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Zürich angeboten. Weiterhin besteht eine Zusammenarbeit mit den Kopfschmerzspezialisten der RehaClinic Zurzach.