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Herzinsuffizienz: schnell handeln, länger leben

20. Juni 2024

Immer mehr Menschen leiden an einer Herzschwäche. Mit modernen Therapiemethoden und einem gesunden Lebensstil können Betroffene ihre Lebenserwartung jedoch deutlich erhöhen. 

  • Autor / Autorin Dr. med. Yakup Yakupoglu
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
  • Themen Herz / Kreislauf
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Herzinsuffizienz stellt das Herz vor eine gewaltige Herausforderung. In der Schweiz leben über 200’000 Menschen mit dieser chronischen Erkrankung. Die Folge einer Herzschwäche ist eine drastisch reduzierte Versorgung der Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen, was wiederum die körperliche Leistungsfähigkeit stark einschränkt. Wird eine Herzinsuffizienz nicht behandelt, lebt nur die Hälfte der Betroffenen länger als fünf Jahre nach der Diagnose. «Dank moderner Therapieansätze lässt sich die Lebenserwartung und -qualität aber stark erhöhen», weiss Dr. med. Yakup Yakupoglu, Leitender Arzt Kardiologie am Kantonsspital Aarau.

 

Hoher Blutdruck und Herzinfarkte sind Hauptursache 

Herzinsuffizienz tritt nicht über Nacht auf. Oft ist sie das Endstadium jahrelanger Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bluthochdruck und verengte Herzkranzgefässe verlangen dem Herzen Höchstleistungen ab, um genug Blut und Sauerstoff durch den Körper zu pumpen.  

Diese Dauerbelastung schwächt das Herz schrittweise und verringert seine Pumpkraft. Aber das Herz kann auch durch andere Krankheiten wie Herzinfarkt, Herzklappenfehler, Herzrhythmusstörungen oder Entzündungen des Herzmuskels in Mitleidenschaft gezogen werden.

 

Leistungsabfall deutet auf Herzinsuffizienz hin 

Eine Herzschwäche macht Patientinnen und Patienten zumindest zu Beginn meist keine Probleme. Denn das Herz kompensiert die reduzierte Leistungsfähigkeit mit schnelleren Herzschlägen und enger werdenden Blutgefässen.  

Mit der Zeit treten jedoch klare Symptome auf, wie Dr. med. Yakup Yakupoglu erklärt: «Die Betroffenen sind häufig müde und bemerken einen deutlichen Leistungsabfall und Atemnot bei Anstrengung.» Auch Schwindelanfälle und unerklärliche Gewichtszunahmen durch Wassereinlagerungen seien nicht unüblich. Je nachdem, ob die linke oder die rechte Herzseite betroffen ist, klagen Betroffene nebst Atemnot zudem über vermehrtes Husten durch Wasser in der Lunge und/oder über geschwollene Beine.

 

Keine Symptome bedeuten nicht keine Gefahr 

Die Behandlung von Herzinsuffizienz zielt darauf ab, die Lebenserwartung der Betroffenen zu verbessern. Das gelingt in der Regel nicht ohne Medikamente. «Es gibt die sogenannten ‹fantastic four› in der Behandlung von Herzinsuffizienz. In grossen Studien konnte man zeigen, dass die Lebensdauer dank der Einnahme dieser vier Medikamente deutlich verlängert werden konnte», erklärt Dr. med. Yakup Yakupoglu, der innerhalb des Kantonsspitals Aarau den Knotenpunkt zwischen Diagnostik und Therapie darstellt.

Diese Medikamente muss man so früh wie möglich einsetzen, um den besten Nutzen zu erzielen. Das verlangt oft Überzeugungsarbeit, erklärt Yakupoglu. «Häufig spüren Betroffene noch keine ernsthaften Folgen der Herzinsuffizienz und glauben deshalb, sie könnten auf eine Therapie verzichten», erzählt der Experte.  

Neben Medikamenten spielen auch verschiedenste Geräte eine wichtige Rolle in der Behandlung. Dazu gehören zum Beispiel der MitraClip, der hilft, undichte Herzklappen zu behandeln, spezielle Schrittmacher, die eine asynchrone Herzaktivität wieder in Takt bringen, oder implantierbare Defibrillatoren, die das Risiko eines plötzlichen Herztods reduzieren.

Betroffene sind häufig müde und bemerken einen deutlichen Leistungsabfall und Atemnot bei Anstrengung.

Bewegungstherapie bei Herzschwäche hilft 

Doch auch der Lebensstil spiele eine wichtige Rolle, sagt Dr. med. Yakup Yakupoglu. Er rät dazu, insbesondere die Salzzufuhr zu reduzieren. Der Alkoholkonsum sollte ebenfalls stark eingeschränkt werden, da dieser direkt zu Herzschwäche führen kann.  

Bewegung ist ein weiterer entscheidender Faktor: Durch gezieltes Training von Ausdauer und Kraft in spezialisierten Reha-Zentren, wie etwa dem des Kantonsspitals Aarau, kann die Leistungsfähigkeit des gesamten Körpers gesteigert und somit das Herz entlastet werden. «Je besser Muskulatur und Lunge trainiert sind, desto stärker kann das Herz dadurch entlastet werden», erklärt Yakupoglu. Dies trägt wesentlich dazu bei, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und das Fortschreiten der Herzinsuffizienz zu verlangsamen. 

Das Herzinsuffizienz-Team am KSA Aarau betreut und berät Patientinnen und Patienten mit sämtlichen Formen einer Herzschwäche.  

Ambulante Kardiorehabilitation – Gemeinsam zu einem gesunden Lebensstil

Das KSA Aarau bietet ein Rehabilitationsprogramm für Patientinnen und Patienten nach einem Herzeingriff, einem Herzinfarkt oder bei chronischer Herzschwäche an. Ziel ist es, die körperliche Fitness zu verbessern, Informationen über die Gefässerkrankung zu vermitteln und Tipps zu geben, wie durch eine Lebensstilveränderung der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden kann. Das 12-wöchige körperliche Programm besteht aus abwechslungsreichen Trainings in Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Entspannung und Vorträgen über verschiedene Themen wie Risikofaktoren und Stressbewältigung. Der Einstieg ins Training ist jederzeit möglich. 

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