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Brennen im Bauch

30. Mai 2024

Saures Aufstossen oder Sodbrennen (Reflux) kennen viele. Manche haben es jedoch ständig. Was sich dagegen tun lässt, erklärt der Magen-Darm-Arzt Prof. Dr. med. Thomas Marth vom Kantonsspital Aarau.

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Herr Marth, Sodbrennen oder saures Aufstossen ist sehr verbreitet: Was steckt dahinter?

Tatsächlich ist Sodbrennen, auch Reflux genannt, ein häufiges Beschwerdebild. Man schätzt, dass jeder vierte Erwachsene unter gelegentlichem Reflux leidet. Reflux kommt zustande, wenn Magensäure aus dem Magen nach oben Richtung Speiseröhre und manchmal bis zur Mundhöhle aufsteigt. Ursache ist meistens eine Störung des komplizierten Verschlusses zwischen Speiseröhre und Magen. Das heisst, der oder die Betroffene hat einen sogenannten Zwerchfellbruch. Durch diese Lücke kommt die Säure aus dem Magen und trifft auf die empfindliche Speiseröhrenschleimhaut, was zu Sodbrennen, Schmerzen oder saurem Geschmack führen kann.

Wie sehen die typischen Symptome auf?

Die können sehr vielfältig sein. Das Hauptsymptom der Refluxerkrankung, das Sodbrennen, hat wahrscheinlich jeder von uns schon einmal verspürt. Man weiss, dass zwar die meisten Betroffenen mit Säurerückfluss Sodbrennen haben. Ein kleinerer Teil der Patienten hat andere Beschwerden wie Räuspern, Heiserkeit, Klossgefühl, Husten oder asthmatische Beschwerden.

Wann treten die Beschwerden meistens auf?

Viele Patienten und Patientinnen berichten über Symptome nach dem Essen. Und auch in der Nacht oder nach grösseren Mahlzeiten sind Beschwerden wie Sodbrennen durchaus häufiger. Einige Betroffene haben sogar unabhängig von der Nahrungsaufnahme Sodbrennen oder einen sauren Geschmack. Ungesundes Essen, wie fettige oder stark gewürzte Mahlzeiten, fördern Refluxbeschwerden. Wir beobachten auch bei Leuten, die rauchen oder einen hohen Kaffeekonsum haben, ein höheres Risiko, Refluxsymptome zu entwickeln.

Mit einer Anpas­sung des Lebens­stils können viele Betroffene den Reflux in den Griff bekommen.

Ab welchem Alter häuft sich der Reflux?

Die Erkrankung tritt überwiegend im mittleren Lebensalter auf. Aber auch bei jüngeren Erwachsenen, vereinzelt auch bei jugendlichen, kommen diese Beschwerden vor. Übergewichtige Menschen und solche, die häufig schwer heben oder sich häufig bücken müssen, leiden ebenfalls vermehrt unter Refluxbeschwerden.

Wann ist Reflux unproblematisch?

Tritt der Reflux nur über eine kurze Zeitdauer auf, wie beispielsweise über wenige Minuten und nur selten einige Male pro Jahr bestehen keine gesundheitlichen Bedenken. In dieser Situation genügen allgemeine Verhaltensmassnahmen. (Anm. der Red.: siehe Box) Ergänzed können auch für eine kurze Dauer frei erhältliche Medikamente aus der Apotheke eingestezt werden, sogennate Antazida, oder niedrig dosierte Säureblocker, die die Beschwerden rasch lindern.

Und wenn die Beschwerden länger andauern?

Wenn die Phasen des Sodbrennens häufiger vorkommen, über Stunden andauern und die Beschwerden stark sind, muss man genauer hinschauen. Besonders dann, wenn ein Druckgefühl hinter dem Brustbein, ein Engegefühl, oder Sodbrennen bis in den Hals hinauf auftreten, sollte unbedingt rasch ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden. Es könnte eine behandlungsbedürftige Speiseröhrenentzündung vorliegen.

Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Schlagen die ersten Massnahmen mit gesünderer Ernährung und leichten Medikamenten aus der Apotheke nicht an, sind weitergehende Untersuchungen nötig, oft eine Magenspiegelung. Bei dieser Untersuchung werden sowohl der Rachen, die gesamte Speiseröhre und der Übergang zum Magen ganz genau mit einem Endoskop angeschaut und mit Bildern dokumentiert. Zusätzlich können Gewebeproben genommen werden. Die Magenspiegelung ist heutzutage eine einfache Routineuntersuchung und wird oft unter leichter Betäubung durchgeführt. Danach kann in den meisten Fällen eine gezielte Therapie begonnen werden.

Wie kann die Krankheit behandelt werden?

Je nach Diagnose entscheidet sich, welche Therapie erfolgt. Häufig verwendet man Säureblocker, sogenannte Protonenpumpenhemmern. Seit rund 30 Jahren steht diese hocheffektive und langfristig wirksame Behandlung zur Verfügung. Bei geringer Entzündung reicht eine kurze Therapie. In schweren Fällen muss man den Säureblocker eventuell ständig einnehmen. Bei einem grossen Zwerchfellbruch, über Jahre andauernden Refluxbeschwerden und ungenügender Wirkung der Medikamente, können in einigen Fällen operative Eingriffe sinnvoll sein.

Doch nicht selten kehrt die Krankheit zurück…

Ja, das stimmt. Leider ist Reflux häufig eine chronische Erkrankung, kann also nicht immer geheilt werden. Ganz wichtig im gesamtheitlichen Therapiekonzept sind neben der ärztlichen Untersuchung und der medikamentösen Behandlung der Lebensstil der Betroffenen.

So vermeide ich Sodbrennen

Mit einigen Massnahmen lassen sich die Refluxbeschwerden oft in den Griff bekommen:

  • Bei abendlichen oder nächtlichen Reflux das Kopfteil des Betts erhöhen

  • Schlafen auf der linken Seite, fördert den Verdauungsvorgang und lindert Refluxbeschwerden

  • Späte, schwerverdauliche oder unverträgliche Speisen, vermeiden

  • Kleinere, über den Tag verteilte, leicht verdauliche Mahlzeiten

  • Langsam essen und gründlich kauen

  • Nach (grösseren) Mahlzeiten einen Verdauungsspaziergang machen

  • Stressabbau (Entspannungsübungen)

  • Übergewicht reduzieren: Verbessert Reflux und die Wirkung von Säureblockern

  • Rauchstopp und Reduktion des Alkoholkonsums

  • Treten die Beschwerden häufig auf, sollte eine medizinische Abkklärung erfolgen

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Gastroenterologie und Hepatologie

Quelle: Aargauer Zeitung, CH Media